Ein streitbarer Zoologe der alten Schule
Dr. Bernhard Blaszkiewitz ist im Alter von 67 Jahren verstorben
Der ehemalige Zoo- und Tierparkdirektor Bernhard Blaszkiewitz ist am 16. Dezember im Alter von nur 67 Jahren verstorben, wie der Zoologische Garten mitteilt.
Der studierte Biologe war ab 1991 Direktor des Tierparks und ab 2007 auch Direktor des Zoologischen Gartens. Bis zu seinem Ausscheiden 2014 war Bernhard Blaszkiewitz der erste gemeinsame Direktor von Zoo, Tierpark und Aquarium. „Er war ein leidenschaftlicher Tiergärtner und hat vor allem den Tierpark in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt“, sagt der heutige Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem.
Der streitbare Direktor hat sich nach der Wende erfolgreich gegen politische Schließungsdebatten des 1955 eröffneten Tierparks in Friedrichsfelde gewehrt. Ihm ist der Erhalt von Europas größtem Landschaftstiergarten in seiner bisherigen Form und Größe von 160 Hektar Fläche zu verdanken. In seiner 23-jährigen Amtszeit wurden im Tierpark die zuvor teils nur provisorisch gebauten Stallungen und Anlagen durch Neubauten ersetzt. Es entstanden weitläufige Anlagen für afrikanische Huf-, Haus- und Gebirgstiere. In Blaszkiewitz‘ Amtszeit wurden das Affen- und Giraffenhaus sowie die begehbaren Tieranlagen wie der Variwald, der Streichelzoo und die Känguruanlage gebaut. Im Zoo eröffnete Berlins oberster Tiergärtner 2013 das Vogelhaus.
Seine Lieblingstiere waren die Dickhäuter
Der Medienrummel um den 2006 geborenen Eisbären Knut im Zoo ging dem Direktor auf die Nerven. Der Zoo nennt ihn in seinem Nachruf einen „Zoologen der alten Schule“. Zu seinen persönlichen Lieblingstieren gehörten die Dickhäuter, insbesondere Seekühe und Nashörner. Besondere tiergärtnerische Erfolge waren die Erhaltungszuchten von Afrikanischen und Asiatischen Elefanten sowie Panzernashörnern.
Bernhard Blaszkiewitz hatte selbst ein dickes Fell, konnte austeilen und nahm selten ein Blatt vor den Mund. Das brachte ihm auch Kritik ein. „Wir leben in einer differenzierten Welt und oftmals neigen wir dazu, die Welt in Gut und Böse oder positiv und negativ einzuteilen“, schreibt der Förderverein Freunde Hauptstadtzoos. „Wir haben einen Menschen verloren, der immer streitbar, ehrlich und offen gewesen ist und dabei polarisiert hat; einen Menschen, der sagte, was er dachte. Dieses machte ihn angreifbar, verletzbar, aber es ging ihm immer um das Wohl vom Tierpark und vom Zoo“, heißt es.
Nachfolger von Professor Heinrich Dathe
Bernhard Blaszkiewitz wurde am 17. Februar 1954 in Berlin geboren und kannte den Zoo bereits seit seiner Kindheit. Schon während seines Biologiestudiums an der Freien Universität von 1974 bis 1978 war er im Zoo Tierpfleger-Volontär. Nach Stationen in Frankfurt und Gelsenkirchen kam er 1984 als Kurator zurück in den Zoo Berlin. 1987 promovierte er an der Universität Kassel. 1991 übernahm er den Chefposten als Nachfolger von Tierparkgründer Professor Heinrich Dathe. Seit 2007 war er darüber hinaus Direktor des Zoologischen Gartens Berlin, wo er Jürgen Lange ablöste. „Wir verdanken es unter anderem auch seinem Einsatz, dass wir heute diese zwei herausragenden zoologischen Einrichtungen in unserer Hauptstadt haben, die an Artenvielfalt weltweit ihresgleichen suchen“, so Andreas Knieriem.
„Aus seinem tiefen Glauben heraus hat Bernhard Blaszkiewitz die Verbindung zwischen Mensch, Flora und Fauna immer als integralen Bestandteil betrachtet und daraus gehandelt. In seinem Wirken um die Hauptstadtzoos werden wir ihn in Erinnerung behalten als Menschen mit Stärken und Schwächen“, so Thomas Ziolko, Vorsitzender des Vereins Freunde Hauptstadtzoos.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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