Bezirk, Kulturverein und Jobcenter suchen nach Ausweg
Friedrichsfelde. Der Lichtenberger Kulturverein will aus finanziellen Gründen das Stadtteilzentrum Lichtenberg-Mitte sowie die Verwaltung der Kultschule zum 31. Dezember aufgeben. So hat es der Verein in einem Schreiben Bezirksbürgermeister Andreas Geisel (SPD) mitgeteilt.
Der Rathauschef wertet die Ankündigung als Hilferuf. Eine Kündigung sei das bislang nicht, sagte Geisel. Als Träger der Kultschule verwaltet der Kulturverein das Gebäude, eine ehemalige Schule, und betreibt das dort beheimatete Stadtteilzentrum. Weitere acht Vereine sind Mieter in der Kultschule: der SC Borussia 1920 Friedrichsfelde, das Zimmertheater und das Theater "Coram Publico", der russische Verein "Lyra", die Vereinigung der Vietnamesen in Berlin und Brandenburg, der Schachclub Friesen, der Bewegungskindergarten Wolkenschaf sowie die gemeinnützige GmbH Jugendhilfe in Lichtenberg.
Das langsame Verschwinden der Zielgruppe - der Lichtenberger Kulturverein ist aus dem Kulturbund der DDR hervorgegangen -, vor allem aber eine sich verändernde Bundesgesetzgebung hat den 150 Mitglieder starken Verein und mit ihm die Kultschule in der Sewanstraße 43 in Schieflage gebracht. Bisher hatte das Jobcenter für die Einrichtung 23 "Arbeitgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung" (MAE), also Ein-Euro-Jobs und entsprechende Sachmittel bewilligt. Letztere fallen heute geringer aus. Das bedeutet für den Unterhalt der Kultschule: Reinigungs- und Betriebskosten können nicht mehr aufgebracht werden. Eine entsprechende Umlage auf die Mieter ist nicht möglich. Es fehlt ihnen an der nötigen Finanzkraft.
Der Bezirk hält an der Kultschule fest, sagte Andreas Geisel auf Anfrage. Man sei im Dialog mit Jobcenter und Kulturverein, um nach neuen Finanzierungsmodellen zu suchen.
Für eine Sanierung des 1963 errichteten und 2002 umfangreich umgestalteten, heute aber "äußerst maroden" Gebäudes hat der Bezirk im laufenden Haushalt kein Geld. Acht bis zehn Millionen Euro müssten dafür aufgewandt werden, eine Summe die der Bezirk lieber in neue Schulen und Kitas investieren möchte. Der Kulturverein war für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
Karen Noetzel / KEN
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