Mit Herz und viel Fingerspitzengefühl
Im Tierpark und Zoo beantworten ehrenamtliche Scouts den Besuchern Fragen
Wie kommt man zum Vari-Wald, in dem zutrauliche Lemuren leben? Wo bekommt man Futter für den Streichelzoo? Welche Vögel sind bei der nächsten Flugshow zu erleben? Tierparkbesucher haben oft viele Fragen und nicht immer steht auf der nächsten Informationstafel die gesuchte Antwort. Zum Glück gibt es engagierte Menschen wie Conny Allard. Sie ist Besucherscout im Tierpark und kann weiterhelfen.
„Wir sind lebende Wegweiser und einiges mehr“, sagt die 57-jährige Frührentnerin lachend und fügt hinzu: „Früher waren wir überall im Tierpark unterwegs, seit drei Jahren haben wir feste Bereiche, nämlich Vari-Wald, Flugshow, Streichelgehege und Affenhaus.“ Conny Allard ist eine von 75 ehrenamtlichen Scouts im Tierpark, noch einmal so viele sind im Zoo tätig. Als sie vor sieben Jahren mit ihrem Engagement begann, hatte sie sich längst in den Tierpark Friedrichsfelde verliebt. Mittlerweile wohnt sie in der Nähe und ist Leiterin des Besucherscout-Teams, in dem alle Altersklassen – vom 16-jährigen Schüler bis zum Rentner – vertreten sind.
Das Scoutprojekt wurde 2012 vom Verein Freunde Hauptstadtzoos ins Leben gerufen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Tierpark und Zoo materiell und ideell zu fördern. Seine Aktivitäten reichen von Bildungsangeboten über Spendenaktionen bis zur Gartenpflege. Vom Engagement der Besucherscouts ist Vereinsvorstand Thomas Ziolko besonders angetan: „Das Ehrenamt im Tierpark und Zoo ist quasi das Sahnehäubchen bei der Unterstützung der Hauptstadtzoos. Menschen, die uns ihre Zeit schenken, bewirken Großartiges.“
Teamleiterin Conny Allard ist momentan mindestens dreimal in der Woche mit der Organisation beschäftigt und auch noch selbst als Scout unterwegs. Ihre Scout-Kollegin Kerstin Krause ist noch berufstätig und einmal in der Woche mit dabei. Nebenher betreut die den Bereich Weiterbildung. Vor zwei Jahren war sie es, die mit Schulungsunterlagen die Ausbildung der Scouts strukturierte. Die Unterlagen enthalten Informationen über deren Aufgaben, vermitteln Sach- und Ortskenntnisse. Zudem werden die Scouts in Kommunikation und Erste Hilfe geschult. Jedem Neuen wird ein „alter Hase“ an die Seite gestellt, der ihn in die Tätigkeitsfelder einführt.
Verhaltensregeln erklären
Vor allem ist aber Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Besuchern gefragt, zum Beispiel wenn es um Verhaltensregeln geht. „Es kommt immer noch vor, dass wir als Aufsichtspersonal erklären müssen, warum das Verfüttern von Chips oder Schokolade an die Tiere verboten ist“, sagt Conny Allard. Bei den Flugshows würden vorherige Erklärungen zum Ablauf dabei helfen, dass sich die Besucher ruhig und entspannt verhielten. „Die Erfahrung zeigt, dass anstrengende Diskussionen mit Besuchern mit der Zeit leichter werden, da man die Anliegen und Fragen schon vorhersieht und bereits die passenden Argumente parat hat“, sagt die Teamleiterin und erinnert sich an viele tolle Momente ihrer Arbeit: „Im Streichelzoo bieten wir Kindern die Möglichkeit, Tierpfleger zu spielen und Gehege zu säubern. Ich vergesse nie die dankbare Oma, die miterleben durfte, wie ihr hyperaktiver und ansonsten recht anstrengender Enkel 90 Minuten lang ruhig und konzentriert dabei mitgemacht hat.“
Dass auch die Besucherscouts mit dem Herzen bei der Sache sind, zeigte sich für Conny Allard deutlich, als Tierpark und Zoo wegen Corona schließen mussten. „In der Zeit bekam ich viele E-Mails aus dem Team mit der Frage, wann es denn endlich wieder losgehen kann.“
Wer Besucherscout werden möchte, findet alle wichtigen Informationen dazu im Internet auf www.freunde-hauptstadtzoos.de/unterstuetzung/ehrenamt. Eine Vereinsmitgliedschaft ist nicht zwingend erforderlich, der zeitliche Aufwand kann selbst bestimmt werden.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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