Rechtzeitig "Stopp!" sagen lernen
"Starke Kinder Kisten" für zwölf Kindertagesstätten im Bezirk übergeben
Kinder für ihre Körperwahrnehmung zu sensibilisieren und sie gegen Grenzverletzungen stark zu machen: Damit können Eltern und Pädagogen nicht früh genug beginnen.
Immer wieder erschüttern Meldungen die Öffentlichkeit, dass Kinder sexualisierte Gewalt erleiden. Damit Kita-Fachkräfte und Eltern frühzeitig mit der Prävention und Ich-Stärkung beginnen können, hat die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel die „Starke Kinder Kiste“ gemeinsam mit dem PETZE Institut entwickelt. Mit ihrer Hilfe können Kinder spielerisch an das Entdecken des eigenen Körpers herangeführt und mit Gefühlen und Grenzen vertraut gemacht werden. Zugleich lernen Sie, sich gezielt zu dem, was sie mögen und wo sie Grenzen setzen, auszudrücken. Dazu gehört auch, dass sie laut „Nein!“, „Stopp: Das will ich nicht!“ oder „Halt! Lass das sein!“ sagen lernen.
Rotes Plüschherz und Sorgensack
Vier „Starke Kinder Kisten“ übergab Jerome Braun, der Geschäftsführer der Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel gemeinsam mit dem Schauspieler und „Starke Kinder Kisten“-Botschafter Florian Stettner nun in der EJF-Kita Zwergenland an den Bezirk. Die Initiative dazu ging vom Lichtenberger Bildungsverbund aus. Die Anschaffung der Kisten wurde von der Deutschen Postcode-Lotterie finanziert. Die vier roten Kisten sollen nun nach und nach in zwölf Kitas zum Einsatz kommen. Darin befinden sich zum Beispiel Magnettafeln mit Abbildungen von Jungen und Mädchen. Mittels roter und grüner Magneten können die Kinder zum Beispiel zeigen, wo sie von anderen berührt werden dürfen und wo auf keinen Fall. Mit einem roten Plüschherz in den Armen können Kinder indes über ihre Gefühle sprechen. Mit einem goldfarbenen Megaphon üben sie laut Nein! und Stopp! zu sagen und der plüschigen „Katze Kim“ können sie erzählen, wo sie vielleicht Hilfe brauchen. Schließlich gibt es noch einen Sorgensack.
Die Kiste wird zum Beispiel zu Morgenrunden geöffnet. Die Pädagoginnen absolvierten eine Fortbildung zum Umgang mit dem Inhalt. So können sie gezielt Fragen stellen und dafür sorgen, dass bei der Beschäftigung mit dem Kisteninhalt auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Der Präventionsarbeit hat sich die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel seit ihrer Gründung 1997 verschrieben. „Häufig beginnt sexueller Missbrauch schon im Vorschulalter“, erklärt Jerome Braun. „Deshalb ist es wichtig, Kinder so früh wie möglich zu informieren und stark zu machen. Kitas sind neben der Familie die erste Sozialisationsinstanz und sehr gut geeignet, den Schutz vor sexualisierter Gewalt und Grenzverletzungen zu verbessern.“
Fachkräfte werden sensibilisiert
Die „Starke Kinder Kiste“ und das mit dem PETZE Institut dazu entwickelte „Echte-Schätze-Präventionsprogramm“ ermöglicht den Kita-Fachkräften, mit den Kindern bis zum Beginn der Grundschule die wichtigsten Präventionsprinzipien kennenzulernen und einzuüben. Dazu gehören Prinzipen wie „mein Körper gehört mir“, „ich kann meinen Gefühlen vertrauen“ oder auch „ich hole mir Hilfe“.
Die Koordinatorin des Lichtenberger Bildungsverbunds, Ricarda Borchard, sagt: „Mit der ‚Starke Kinder Kiste‘ lernen unsere Kinder ihren eigenen Körper, ihre Wahrnehmungen kennen und auch, wie sie sich Hilfe holen und Grenzen setzen können. Gleichzeitig werden über das Programm auch Fachkräfte sensibilisiert und bekommen einen anderen, sehr praxisnahen Zugang zu diesem Thema.“
Mit der Übergabe der vier Kisten in Lichtenberg hat die Kinderschutzstiftung Hänsel + Gretel ein Viertel ihres Ziels erreicht, berichtet Projekt-Botschafter Florian Stettner. Das heißt, dass im Bundesgebiet inzwischen 1250 solcher Kisten im Einsatz sind. Die Zielmarke liegt bei 5000 Kisten.
Weitere Informationen unter www.starkekinderkiste.de
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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