Vom Tierpark in die Steppe Kasachstans
Erster Winter für ausgewilderte Przewalski-Pferde
Im Juni wurden Przewalski-Pferde aus dem Tierpark Berlin nach Kasachstan umgesiedelt. Das Projekt lief im Rahmen der vom Zoo Prag initiierten Aktion „Return oft he Wild Horses“.
Jetzt beginnt in einer geschützten Auswilderungsstation in der Steppe Alty Dala in Kasachstan die Akklimatisierungsphase, um die Tiere auf den kommenden Winter vorzubereiten. Dabei müssen sich die Vierbeiner auf Temperaturen von minus 20 bis minus 30 Grad Celsius vorbereiten, in extremen Nächten sinkt das Thermometer sogar auf bis zu minus 40 Grad Celsius.
„Seit ihrer Ankunft haben die Pferde gut an Gewicht zugenommen, eine wichtige Voraussetzung, um den bevorstehenden Winter zu meistern“, berichtet Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin. „Die Kollegen in Kasachstan werden die Herde sorgfältig beobachten, denn die nächsten Monate sind entscheidend für das Überleben in der Steppe."
Zu den Pferden, die nach Kasachstan gebracht wurden, gehören auch Umbra, Sary, Wespe und Tessa aus dem Tierpark. Die komplette Herde wird wahrscheinlich im kommenden Jahr die Auswilderungsstation verlassen und dann in der Steppe leben. Um ihr Verhalten nachvollziehen zu können, wird eines der Tiere mit einem GPS-Sender ausgestattet sein.
Das Przewalski-Pferd gilt als letztes noch lebendes Wildpferd der Erde. In der Wildnis wurde es zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Nur wenige Exemplare überlebten in menschlicher Obhut. In den 1950er-Jahren begann im Zoo Prag ein Erhaltungszuchtprogramm. Heute gibt es wieder mehr als 1500 Przewalski-Pferde. Erste erfolgreiche Wiederansiedlungen gab es in den 1980er-Jahren in China und der Mongolei. Der Tierpark Berlin züchtet gezielt diese Pferdeart zur Wiederansiedlung in Kasachstan. Przewalski-Pferde zeichnen sich durch ihre Robustheit und ihr typisches Aussehen mit fehlendem Schopf und markantem Aalstrich entlang des Rückens aus, die sie klar von domestizierten Pferden unterscheiden. Der Tierpark hat sich außerdem finanziell an der Umsiedlung von Kulanen beteiligt, einer bedrohten Wildeselart.
Die Rückkehr der Pferde in die Steppe läuft im Rahmen der Altyn Dala Conservation Initiative, eine Kooperation zwischen dem kasachischen Umweltministerium, der Association for the Conversation of Biodiversity of Kazakhstan, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Flora & Fauna sowie der Royal Society of Birds. Der britische Prinz William zeichnete die Initiative jetzt mit dem Earthshot Prize 2024 in der Kategorie „Natur schützen und wiederherstellen“ aus. Mit dieser Förderung plant das Altyn-Dala-Projekt, die geschützten Flächen der rund 750 000 Quadratkilometer umfassenden Steppe, die sich über ganz Kasachstan, von der Grenze zu Usbekistan im Süden bis nach Russland im Norden ausbreitet, weiter auszubauen.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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