Hoffen auf eine Liebesgeschichte
Goodfellow-Baumkänguru ist vom Aussterben bedroht
Das Goodfellow-Baumkänguru Nunsi im Tierpark Berlin bekommt männliche Gesellschaft.
Ihr zweijähriger Artgenosse Tamilo wird demnächst die deutlich ältere Nunsi (15 Jahre alt) kennenlernen. Die erfahrene Baumkänguru-Dame durfte in ihrem Leben schon Bekanntschaft mit verschiedenen Verehrern machen. Allerdings blieben alle Paarungsversuche erfolglos. Die altersmäßig ungleiche Verbindung ist in diesem Fall ausdrücklich erwünscht. Bei einer so stark gefährdeten Tierart wie dem Goodfellow-Baumkänguru gilt es, jede Chance auf Nachwuchs zu nutzen. In menschlicher Obhut gibt es weltweit nur noch 60 Tiere.
„Als Nunsi vor gut einem Jahr aus dem Zoo Duisburg zu uns kam, wähnten wir sie aufgrund der Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen dort bereits jenseits des fortpflanzungsfähigen Alters“, erklärt Tierpark-Kurator Matthias Papies. „Erfreulicherweise konnten wir in der Zwischenzeit allerdings doch noch einen Zyklus bei ihr feststellen, sodass die Ankunft von Tamilo eine letzte Hoffnung auf ein spätes Mutterglück für Nunsi ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich klappt, ist allerdings gering. Einen Versuch möchten wir aber wagen.“ Der junge Tamilo kam Ende Juli aus dem Zoo Belfast.
Von 1975 bis 1989 waren erstmalig Baumkängurus im Tierpark Berlin zu sehen. Waren es damals noch die grauen Verwandten, bringen die Goodfellow-Baumkängurus mit ihrem rostroten Fell nun sogar etwas mehr Farbe in das historische Alfred-Brehm-Haus.
Goodfellow-Baumkängurus können geschickt klettern und mehrere Meter weit von Baum zu Baum springen. Anders als ihre Verwandten in Australien sind sie zu weiten Sprüngen am Boden allerdings nicht in der Lage. Den Boden nutzen sie nur, um zu trinken und sich zu paaren sowie gelegentlich zur Futtersuche. Die Beuteltiere sind in den Bergregenwäldern Neuguineas zuhause, ernähren sich von Blättern und Früchten und werden etwa 15 bis maximal 23 Jahre alt.
„Seit 2020 ist der Tierpark Berlin Teil des weltweiten Erhaltungszuchtprogramms der Goodfellow-Baumkängurus“, berichtet Direktor Dr. Andreas Knieriem. Von den weltweit bekannten 14 Baumkänguruarten leben zwei in Australien und zwölf in Papua-Neuguinea. Während die Goodfellow-Baumkängurus stark gefährdet sind, ist die Lage für ihre Verwandten, die Schwarzen Baumkängurus sogar noch bedrohlicher. „Schwarze Baumkängurus werden in keinem Zoologischen Garten der Welt gehalten und damit existiert für diese Tierart keine Reservepopulation“, ergänzt Knieriem. Erst 1989 wurden diese scheuen Tiere zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben. Da sie außerordentlich selten zu sehen waren, wurde ihre Population damals auf kaum mehr als 100 Tiere geschätzt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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