Vergänglicher Zierkirschenzauber
Grünflächenamt will neue Bäume pflanzen, wo der Frühling besondere Pracht zeigt

Die Ribbecker Straße in Friedrichsfelde ist bekannt für ihre Zierkirschen-Reihe. Ein Dutzend der alten Bäume musste das Gartenamt aber schon fällen lassen. | Foto: Berit Müller
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  • Die Ribbecker Straße in Friedrichsfelde ist bekannt für ihre Zierkirschen-Reihe. Ein Dutzend der alten Bäume musste das Gartenamt aber schon fällen lassen.
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Dieser Spaziergang ist in jedem Frühling Pflicht, nicht bloß für viele Lichtenberger: Von nah und fern pilgern Schaulustige Ende April, Anfang Mai nach Friedrichsfelde, in die Ribbecker Straße. Dann blühen dort die Japanischen Zierkirschen – ein Augenschmaus. Doch der ist gerade etwas getrübt.

Es sind jeweils nur wenige Tage, dann ist der Zauber schon wieder vorbei. Wenn die Japanischen Blütenkirschen im Frühling in voller, rosa- bis pinkfarbener Pracht stehen, können sich die meisten gar nicht daran sattsehen. Besonders spektakulär wird‘s, wenn die Bäume ganze Alleen bilden. Wie in der Ribbecker Straße. Dort reihte sich über Jahrzehnte hinweg eine Zierkirsche an die andere. Was der ansonsten unscheinbaren, ruhigen Seitenstraße in jedem April Besucherströme bescherte. „Sogar aus Japan kamen Fotografen“, schreibt ein Leser der Berliner Woche.

Seit einiger Zeit herrscht nämlich Besorgnis unter den Anwohnern. Schon etwa ein Dutzend Kirschbäume hat das Bezirksamt in den vergangenen Jahren fällen lassen. Der Anblick ihrer Stümpfe bildet einen traurigen Kontrast zum Blütenmeer vorher. „Wir haben nicht einmal Informationen bekommen, warum das geschehen musste“, klagt eine Anwohnerin. „Als ich 2003 hierher zog, sah die Straße noch prächtig aus. Damals wurden auch noch die Triebe beschnitten. Seit Jahren passiert aber in Sachen Pflege gar nichts mehr.“

Befall mit Pilzen

Die Berliner Woche hat beim Lichtenberger Straßen- und Grünflächenamt nachgefragt und erfahren, dass die Zierkirschen aus Gründen der Verkehrssicherheit fallen mussten. Gerade wegen des schönen Frühlingsbildes sei diese Maßnahme lange Zeit hinausgezögert worden, erklärt Fabian Peter, Referent beim zuständigen Stadtrat Wilfried Nünthel (CDU). Grund für den Einsatz der Baumsäge in den Jahren 2015 bis 2018 sei „der Befall mit holzzerstörenden Pilzen und die daraus resultierende, nicht mehr vorhandene Stand- und Bruchsicherheit“. Ein Exemplar habe Herbststurm Xavier von 2017 auf dem Gewissen.

Ungewöhnlich ist das Kränkeln der Kirschen nicht. Gepflanzt wurden zehn der inzwischen gefällten, zur Familie der Rosengewächse gehörenden Gehölze im Jahr 1924. Sie zählten also über 90 Lenze, was für diese Sorte Japanische Blütenkirsche, auch Orientalische Kirsche, Ostasiatische Kirsche oder Grannenkirsche genannt, schon recht beachtlich ist. In Bezug auf den Vorwurf der mangelnden Pflege verweist das Grünflächenamt auf rund 70 000 Bäume in seiner Verantwortlichkeit. Nicht um sämtliche könne es sich regelmäßig kümmern und beispielsweise totes Holz aus den Kronen entfernen.

Bitte gießen, Nachbarn

Die gute Nachricht zum Schluss: Noch in diesem Frühjahr soll die Ribbecker Straße insgesamt 14 neue Kirschbäume bekommen. Damit würden alle Lücken geschlossen und die Reihe sogar um zwei Zierden ergänzt. Die Stubben lässt das Amt beim Einsetzen der Neulinge gleich mit entfernen. An die Kiezbewohner richtet es die Bitte, die Jungbäume ab und an zu gießen – vor allem, wenn der Sommer wieder so heiß und trocken werde, wie der vergangene.

Die Ribbecker Straße in Friedrichsfelde ist bekannt für ihre Zierkirschen-Reihe. Ein Dutzend der alten Bäume musste das Gartenamt aber schon fällen lassen. | Foto: Berit Müller
Unschöne Zweckentfremdung: Die Stümpfe der alten Zierkirschen in der Ribbecker Straße. | Foto: Berit Müller
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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