Rückkehr der gestreiften Legende
Okapis zurück im Tierpark Berlin
Nach 40 Jahren kehrt eine charismatische Tierart in den Tierpark Berlin zurück: die Okapis. Ein Hals wie eine Giraffe, das Fell einer Antilope und die Beine sind gestreift, wie die eines Zebras - Okapis gaben bereits, bevor sie ihren wissenschaftlichen Namen erhielten, Rätsel auf. Die seltenen Waldgiraffen bereichern nun die Artenvielfalt im Tierpark Berlin.
Die Waldgiraffen leben versteckt im Urwald nahe des Kongo Flusses und blieben lange Zeit für Menschen im Verborgenen. Italo (2) und Sabu (1), zwei junge Bullen aus Italien und Frankreich, finden neben ihren Verwandten aus der Savanne nun ein neues Zuhause: Die Anlage direkt gegenüber des Giraffenhauses wurde extra für die außergewöhnliche Tierart umgestaltet.
Italo aus dem Parco Zoo Falconara ist bereits am 29. Mai angereist, Sabu aus dem Bioparc de Doué-la-Fontaine wird ihm ab der kommenden Woche Gesellschaft leisten. Zunächst befinden sich die neuen Bewohner im rückwärtigen Bereich. Während dieser Zeit sind die beiden Okapi-Männchen nur eingeschränkt sichtbar. Dies gibt den scheuen Bewohnern die Möglichkeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und sich gegenseitig kennenzulernen. Ab Mitte Juni sollen die Tiere dann auch für die Gäste des Tierparks auf der Außenanlage zu sehen sein. „Okapis sind scheue und tagaktive Waldbewohner“, berichtet Kuratorin Maren Siebert über die seltene Art. „Ihre einzigartige Fellzeichnung und ihre zurückhaltende Natur machen sie zu einer eindrucksvollen Tierart, die uns viel über die Anpassungsfähigkeit von Tieren an ihre Umgebung lehren kann.“
Es ist die letzte große Säugetierart, die in Afrika entdeckt wurde. Okapis können zwar über zwei Meter groß werden, dennoch sind es sehr schüchterne Tiere, deren Schritte zwischen Bäumen und Geäst fast nicht zu hören sind. Die Tierart wurde um 1900 von dem britischen Forscher Sir Harry Johnston entdeckt. Er fand die ersten Beweise für ihre Existenz im Regenwald der heutigen Demokratischen Republik Kongo durch die Untersuchung von Fellen und Schädeln sowie anhand von Berichten aus der einheimischen Bevölkerung.
„Die Okapis sind nicht nur eine faszinierende Bereicherung für den Tierpark, sondern auch ein wichtiger Bestandteil unserer Artenschutzarbeit“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem und fügt hinzu: “Wir unterstützen die internationalen Bemühungen zum Schutz dieser gefährdeten Tierart und wollen hier vor Ort das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität schaffen. Die Okapis sind eindrucksvolle Botschafter für ihren bedrohten Lebensraum.“
Okapis sind aufgrund von Lebensraumverlust durch Abholzung, illegalen Bergbau und Wilderei stark bedroht. Bewaffnete Konflikte und Krankheiten verschärfen ihre Situation zusätzlich. Schutzmaßnahmen sind daher dringend notwendig, um ihr Überleben zu sichern. Ihr Bestand sank in den letzten Jahrzehnten um 50 % – auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelten Okapis als stark gefährdet. Das Artenschutzprogramm „Berlin World Wild“ von Zoo und Tierpark Berlin unterstützt das 1987 gegründete Okapi Conservation Project, welches sich für den Erhalt der Tiere sowie des gesamten Ökosystems mit seiner großen Artenvielfalt im Ituri Wald einsetzt - einem 63.000 Quadratkilometer großen Gebiet im Nordosten der DR Kongo. Auf 13.700 Quadratkilometern dieses Tieflandregenwaldes leben ca. 5.000 Okapis im Okapi Wildlife Reserve, das 1996 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurde. Hier wurde zudem eine Forschungs- und Schutzstation eingerichtet, mit dem Ziel, Okapis und ihr Habitat zu schützen. Auch die biologische und kulturelle Diversität des Ituri Waldes soll bewahrt bleiben. Teil des Projektes ist, auch die lokale Bevölkerung mit einzubinden. Bewohner der umliegenden Dörfer werden zu Wildhütern ausgebildet, die das Okapi-Schutzgebiet bewachen. Das Training und die damit einhergehende neue Perspektive für die Ranger und deren Familien führen zu einer Win-Win-Situation für Okapis und Dorfbewohner.
Wissenswertes zum Okapi
Okapis…
…werden auch Waldgiraffe oder Kurzhalsgiraffe genannt.
…sind Paarhufer, genau wie Giraffen.
...haben eine blaue Zunge, die sehr beweglich ist und bis zu 35 cm lang werden kann.
…sind endemisch, d.h. sie leben nur an einem Ort der Welt.
…produzieren Öl aus ihrer Haut, das ihr samtweiches Fell wasserdicht macht - eine nützliche Anpassung an das Leben im Regenwald.
…sind selten. Bis 2008 gab es kein Foto eines Okapis aus dem natürlichen Lebensraum.
Autor:Manuela Frey aus Charlottenburg |
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