Vorbereitung auf den Winterschlaf
Tierpark züchtet jetzt bedrohte Feldhamster
In die Zucht- und Forschungsstation für den Europäischen Feldhamster im Tierpark kehrt Ruhe ein. Die kleinen „Energiesparweltmeister“ bereiten sich auf den Winterschlaf vor.
Der Tierpark züchtet seit diesem Jahr die vom Aussterben bedrohten Tiere. „In unserer Feldhamster-Station leben 18 Tiere. Insgesamt bietet sie Kapazitäten für über 50 Tiere“, erklärt Christian Kern, Zoologischer Leiter des Tierparks. „Künftig wollen wir mit Partnerorganisationen Berliner Feldhamster in passenden Habitaten in Niedersachsen auswildern.“ Als besonders feldhamsterfreundliche Umgebung gelten Flächen und Ackerstreifen, auf denen beispielsweise Luzerne angebaut wird. Außerdem werden gezielt Getreidestreifen nach der Ernte stehengelassen, um dem Hamster Nahrung und Deckung zu bieten. Die teilnehmenden Landwirte bekommen eine Zahlung für daraus entstehende Ernteausfälle und den Mehraufwand.
Im Tierreich gehört der Energiesparmodus im Winter für einige Arten zur Routine. Für echte Winterschläfer wie den Feldhamster bedeutet dies eine extreme Reduktion aller Stoffwechselvorgänge. Die Körpertemperatur sinkt auf etwa drei Grad ab. Die Atemfrequenz reduziert sich auf durchschnittlich einmal pro Minute, der Herzschlag auf durchschnittlich fünfmal pro Minute und die Hirntätigkeit setzt fast vollständig aus.
„Feldhamster gehen jedoch nicht einfach im Herbst schlafen und wachen im Frühjahr wieder auf. Der Winterschlaf wird immer wieder unterbrochen“, erklärt Tierpark-Kuratorin Maren Siebert. „Die Schlafphasen sind unterschiedlich lang und können einige Tage bis zwei Wochen andauern. Die kurzen Wachphasen benötigen sie, um ihren Mindestbedarf an Futter zu sich zu nehmen“, ergänzt die Biologin.
Um den kalten Winter zu überstehen, hat der Feldhamster zwei Vorgehensweisen entwickelt. Entweder frisst er sich Fettreserven an oder er legt sich Vorräten wie Nüsse und Körner an. Welche Strategie angewendet wird, hängt größtenteils vom Geschlecht ab. Während männliche Feldhamster nur wenige Vorräte horten und sich vor allem Fettreserven anlegen, legen weibliche Tiere bis zu vier Kilogramm Vorräte an. Der Grund liegt in der Fortpflanzung. Weibliche Tiere bringen bis zu drei Würfe pro Jahr auf die Welt und ziehen diese allein auf. Dementsprechend bleibt ihnen zum Anlegen von Fettreserven kaum Zeit.
Der Europäische Feldhamster gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetieren Deutschlands. In einigen Bundesländern ist er bereits verschwunden. Die größte Bedrohung ist die intensive Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Energiepflanzen zulasten von Getreide, die frühe und effektive Ernte sowie der Einsatz chemischer Mittel zur Bekämpfung von Nagetieren. Nach Schätzungen leben in Deutschland nur noch rund 50 000 Feldhamster.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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