Das Abendmahl versteckt hinter Farbe
Sanierung der Christophoruskirche am Marktplatz Friedrichshagen geht 2023 weiter
Sie ist der größte und wichtigste Veranstaltungsort in Friedrichshagen, wird für Konzerte, Feiern und Ausstellungen genutzt: die Christophoruskirche am Marktplatz. Seit 2020 wird das beeindruckende Backsteingebäude in der Bölschestraße aufwendig saniert. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts geht es im kommenden Jahr mit dem zweiten Abschnitt weiter.
„Raum für alle“ heißt das Motto der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Friedrichshagen. Die Christophoruskirche soll allen Menschen offenstehen, egal welcher Konfession, erklärt Christopher Duhnsen beim Rundgang. Seit 53 Jahren Gemeindemitglied, engagiert er sich dort neben anderen ehrenamtlich im Bauausschuss und lädt regelmäßig an Sonnabenden zu Führungen ein. Als Friedrichshagener ist er selbst hier getauft worden.
Die Christophoruskirche wurde 1903 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Zum damaligen Zeitpunkt sei sie für den Ort völlig überdimensioniert gewesen. Danach hätten sich immer mehr Menschen in der Umgebung angesiedelt, so Christopher Duhnsen. 1947 gab es einen Brand, wovon noch heute ein paar verrußte Stellen zeugen. Größeren Schaden nahm das Gebäude 1972. Damals fegte ein Orkan über Friedrichshagen hinweg und führte zu erheblichen Beschädigungen am Kirchturm. Dessen Spitze wurde danach durch eine bis heute bestehende Satteldach-Konstruktion ersetzt. Seitdem hat es keine Sanierung mehr gegeben. Nach einem halben Jahrhundert sei jedoch vieles verbraucht und müsse auf einen technisch aktuellen Stand gebracht werden, betont Duhnsen. 2010 wurden bereits erste Überlegungen zur Sanierung angestellt. Anfangs ging es nur um den Einbau einer Lüftung in der Winterkirche. Im Laufe der Jahre wurden jedoch immer mehr Baustellen ersichtlich. So fiel beispielsweise in der Sakristei der Putz von den Wänden. In der Winterkirche riss der Fußboden immer wieder auf. Außerdem gab es Mängel an der Heizungsanlage und an den Sitzbänken, die wohl nicht mehr lange durchgehalten hätten.
Weil die Gemeinde den gesamten Sanierungsumfang finanziell niemals selbst hätte stemmen können, wurden Spenden gesammelt und Geld aus verschiedenen Fördertöpfen beantragt. Im Februar 2020 konnte schließlich der erste Bauabschnitt begonnen werden. Dabei wurden 1,73 Millionen Euro investiert, darunter Geld von der Lotto-Stiftung Berlin, vom Landesdenkmalamt und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sowie Eigenmittel und Spenden.
Im Rahmen der Bauarbeiten wurden unter anderem eine neue Heizungsanlage, eine Fußbodenheizung und eine barrierefreie Toilette installiert, eine Induktionsschleife für Hörgeschädigte eingebaut, die Holzbänke im Kirchenraum restauriert, der Fußbodenbelag neu verlegt, verschiebbare Glaswände eingesetzt, die elektrischen Leitungen größtenteils ersetzt, ein Beamer für Veranstaltungen in der Winterkirche angeschafft und die Technik erneuert. So gibt es jetzt überall verfügbare Strom- und Netzwerkanschlüsse, im Boden verlegte Kabel für eine moderne Tontechnik und eine multifunktionale Beleuchtung. Im September 2021 konnte die Christophoruskirche, nachdem sie während der Bauarbeiten lange Zeit geschlossen war, wieder ihre Türen öffnen.
Am 14. Juni 2023 wird das 120-jährige Bestehen der Kirche gefeiert. Laut Christopher Duhnsen wird sie voraussichtlich kurz danach wieder geschlossen, denn der zweite Bauabschnitt steht noch bevor. Dabei sollen unter anderem die Einfachverglasungen auf den Emporen aufgedoppelt werden, weil dort kalte Luft eindringt, Kondenswasser an den Scheiben und Wänden hinunterläuft. Außerdem sollen das Sichtmauerwerk weiter freigelegt, die Farbe an den Wänden und im Gewölbe erneuert sowie die Orgel repariert und überarbeitet werden.
Ein besonderes Schmuckstück wartet an der Altarwand. Versteckt hinter grauer Farbe befindet sich dort eine Wandmalerei, die Jesus beim Abendmahl zeigt. Übergestrichen nach dem Brand 1947, soll sie wieder sichtbar werden. Auch die Erneuerung der Lampen und Elektrik sowie der Kirchenbänke auf den Seitenemporen ist noch nicht abgeschlossen. Die Finanzierung für den zweiten Bauabschnitt steht inzwischen. Eine Million Euro gibt der Bund, 825.000 Euro kommen nochmals von der Lotto-Stiftung, dazu kommt weiteres Geld von der EKBO, dem Denkmalamt und der Gemeinde selbst. Am Ende wird die Sanierung insgesamt 3,7 Millionen Euro gekostet haben. „Ich finde es schön, dass das Historische und das Moderne so zusammengeführt wurden“, sagt Christopher Duhnsen, wenn er den Blick schweifen lässt. Diese Symbiose begeistere ihn und mache ihn auch stolz, wenn er Interessierte durch die Kirche führt.
Führungen können im Kirchenbüro unter info@christophorus-kirche.de angefragt werden. Weitere Infos unter christophorus-kirche.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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