Ein bisschen Kultur in Corona-Zeiten
Audioguide zu den Kunstwerken im öffentlichen Raum für Friedrichshagen und Schöneweide

Seit 2003 blickt der "Alte Fritz" wieder stolz über den Markplatz Friedrichshagen. | Foto: Philipp Hartmann
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Das Berliner Kulturleben ist in der Pandemie komplett lahmgelegt worden. Kinos,Theater, Konzerthäuser, Museen und Galerien sind weiterhin geschlossen. Kulturinteressierten bleiben da nicht mehr viele Optionen. Zum Glück sind Kunstwerke im öffentlichen Raum immer zugänglich. Ein 45-minütiger Audioguide macht diese in Friedrichshagen und Schöneweide jetzt zu einem besonderen Erlebnis.

Die akustische Führung zu den beiden Kunstpfaden verbindet jeweils neun Kunstwerke in beiden Ortsteilen. Verantwortlich dafür sind die Kulturradio-Journalistin Michaela Gericke und der Kunsthistoriker Martin Schönfeld vom Büro für Kunst im öffentlichen Raum. Sie informieren den Zuhörer über historische Bezüge zu den einzelnen Brunnen, Statuen und Wandbildern, die am Straßenrand, in Parks und an Häusern zu finden sind. Auch die Gebäude drumherum mitsamt ihrer Geschichte werden erläutert. Die Audiodateien können jederzeit zu Hause angehört werden oder, wie es eigentlich gedacht ist, bei einem Spaziergang. An jedem Kunstwerk ist dafür ein QR-Code befestigt, dessen Aktivierung mit dem Smartphone direkt zur entsprechenden Erzählung führt. Ein Selbsttest zeigte, dass der Audioguide einwandfrei funktioniert. Sowohl über eine Barcode-App als auch über die normale Handykamera wurde sofort der entsprechende Link zur Internetseite angezeigt.

Infos über die Entstehung

In Schöneweide führt er von der Hasselwerderstraße über den Kaisersteg zum Griechischen Park und der Bronzeskulptur „Venus und Amor“. Außerdem werden unter anderem der Weibliche Akt in der Fontane-, der „Stahlwerker“ in der Rathenau- und das Werk „Leitung und Linie“ auf dem HTW-Campus in der Wilhelminenhofstraße aufgegriffen. Über die Wandgestaltung „Kinderspiele“ an der Giebelwand des viergeschossigen Plattenbaus in der Firlstraße 11B erfährt der Hörer beispielsweise, dass es sich hierbei um ein Sgraffito handelt (vom italienischen Verb sgraffiare, was so viel wie „kratzen“ bedeutet). „Das Typische dieser Sgraffito-Technik ist, dass verschiedene Putze in drei unterschiedlichen Lagen übereinander aufgetragen werden. Und die unterschiedlichen Farbtöne kommen mit der Höhe der herausgekratzten Flächen hervor, sodass man hier wie in einem Dreifarbdruck, bei einem Holz- oder Linolschnitt eine grafische Arbeit auf der Wand in den Putz einarbeiten kann“, erklärt Martin Schönfeld hierzu. Der verwendete Mörtel, ein sehr beständiges Material, sorgt dafür, dass das Kunstwerk nicht verbleicht und über eine sehr lange Lebensdauer verfügt.

Eingeschmolzen und wiederbelebt

In Friedrichshagen finden sich die Skulpturen „Geschwister“ und „Vater mit Kind“ im Müggelpark am Spreetunnel, der Reiherbrunnen am Marktplatz sowie das 2003 errichtete Denkmal von Friedrich II. von Preußen unter den Stationen. Die überlebensgroße Bronze, so informiert der Audioguide, wurde vom selben Künstler geschaffen, der auch für den „Hauptmann von Köpenick“ vor dem Köpenicker Rathaus verantwortlich war: dem Armenier Spartak Barbajan.

Wie Journalistin Michaela Gericke erzählt, wurde die erste Skulptur vom „Alten Fritz“ bereits im Jahr 1903 von einem lokalen Bildhauer entworfen und entwickelt und überstand beide Weltkriege. Danach wurde sie jedoch vom Sockel genommen, im Garten einer Kita aufgehoben und Anfang der 50er-Jahre eingeschmolzen, weil das Material so gefragt war. Erst nach der Wende erinnerten sich Bürger Friedrichshagens wieder daran. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Barbajan gewann und schuf ziemlich detailgetreu die alte Skulptur neu.

Wer noch weiter auf Entdeckungskurs gehen möchte, findet die Audiodateien hier.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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