Letztes Denkmal für Ernst Litfaß
Historischer Werbeträger in der Bölschestraße steht unter Denkmalschutz

Hausbesitzer Manfred Scheel mit der nun als Denkmal eingetragenen fast 90 Jahre alten Litfaßsäule in der Bölschestraße. | Foto: Ralf Drescher
6Bilder
  • Hausbesitzer Manfred Scheel mit der nun als Denkmal eingetragenen fast 90 Jahre alten Litfaßsäule in der Bölschestraße.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Berlinweit wurden bis Ende Juni rund 2500 Litfaßsäulen abgebaut. Grund ist ein Wechsel des Betreibers. Nur wenige bleiben stehen. So auch die in der Bölschestraße.

Manfred Scheel (82) ist stolz wie Bolle. Der Hauseigentümer des Hauses Bölschestraße 86 steht vor „seiner“ Litfaßsäule auf dem Gehweg gleich neben dem Friedrichshagener Rathaus. Denn diese Säule, um 1930 aufgestellt, bleibt der Nachwelt erhalten. Das Landesdenkmalamt hat sie in de Denkmalliste aufgenommen und damit unter Schutz gestellt. „Wir haben die bisher vorhandenen 2548 Säulen auf ihren Denkmalwert geprüft. Künftig genießen 24 dieser Säulen Denkmalschutz und bleiben als Zeugnisse der Berliner Stadtgeschichte an Ort und Stelle erhalten“, teilt Landeskonservator, Christoph Rauhut, mit.

Im Bezirk nur eine Säule unter Denkmalschutz

Im Bezirk Treptow-Köpenick steht nur die eine Säule von der Bölschestraße unter Schutz. In Innenstadtbezirken haben es mehr der historischen Werbeträger auf die Denkmalliste geschafft, in Mitte vier, in Friedrichshain-Kreuzberg fünf und in Charlottenburg-Wilmersdorf sechs. Die älteste Litfaßsäule Berlins wurde um 1900 aufgestellt und steht auf dem Hackeschen Markt.

Das neue Denkmal in der Bölschestraße steht nun unter der Nummer 09097870 in der Datenbank des Landesdenkmalamts. Verzeichnet ist sie als Litfaßsäule und Transformatorensäule aus dem Jahr 1930, sie gilt als Teil des Ensembles Bölschestraße.

Fast wäre der historische Werbeträger bereits 2006 verschwunden. „Damals sollte sie abgebaut und durch eine moderne Säule aus Beton ersetzt werden. Ich habe mich damals beim Landesdenkmalamt beschwert. Das hatte Erfolg, die Litfaßsäule ist abgebaut und restauriert worden, ein paar Wochen später wurde sie auf einem neuen Betonsockel an alter Stelle wieder aufgestellt“, erzählt Manfred Scheel, dem das Haus Bölschestraße 86 seit rund 25 Jahren gehört.

Der Köpenicker hat auch eine Vermutung, warum die Säule genau hier platziert wurde: Im Innern befand sich ein Transformator der Bewag. „Es gab hier in mehreren Häusern kleine Firmen, die einen Kraftstromanschluss brauchten. Und der befand sich in der Litfaßsäule“, erklärt Manfred Scheel.

Hintergrund für den großflächigen Abriss von 2500 Litfaßsäulen ist ein Betreiberwechsel im Werbegeschäft. Die Firma Wall AG musste deshalb vertragsgemäß die alten Säulen entsorgen, der neue Betreiber der Werbemittel, die ILG-Außenwerbung aus Stuttgart, baut derzeit ihre eigenen, etwas größeren Säulen auf. Die sind zum Teil sogar beleuchtet. „Schade, dass eine alte Berliner Institution verschwindet. Immerhin wurde diese Art der Reklame 1854 vom Berliner Ernst Litfaß, einem Buchdrucker, erfunden. Die historischen Säulen waren auch ein Denkmal für diesen findigen Berliner. Man hätte ruhig ein paar mehr dieser Säulen unter Denkmalschutz stellen können“, bedauert Stefan Förster, Vorsitzender des Bezirksdenkmalrats Treptow-Köpenick.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 554× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 840× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 817× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.195× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.