Schauspieler David Schellenberg schippert mit seiner Bühne zum Publikum
Friedrichshagen. Jetzt hat auch Berlin sein eigenes Theaterschiff. Käpt’n und Prinzipal ist David Schellenberg, ein junger Schauspieler aus Hirschgarten. Er hat das „Traumschüff“, so der offizielle Name, zum Schwimmen gebracht.
Der 28-Jährige ist Absolvent der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und hat nach dem Studium an der Schaubühne Berlin und am Staatstheater Mainz gearbeitet. „In Mainz haben wir unter anderem ,Kopflohn' von Anna Seghers gespielt, ein Stück um Denunziation und Verrat. Ich denke, solche Stücke gehören nicht nur im beschaulichen Mainz, sondern an politischen Brennpunkten auf die Bühne“, sagt David Schellenberg.
Mit einigen Schauspielerkollegen war er schnell der Meinung, dass ein mobiles Theater, so wie der Thespiskarren der wandernden Schauspieler des Mittelalters, her müsste. „Wir hatten an Pferdewagen oder einen Lkw gedacht. Beim Weintrinken am Ufer des Rheins bei Mainz kam mir dann aber die Idee zu einem Theaterschiff“, berichtet David Schellenberg. Das Berliner Kulturfloß „Panther Ray“ kann man nur für kurze Zeit mieten, deshalb musste etwas Eigenes her. „Studenten der Bauhausuni Weimar haben uns im Rahmen ihrer Jahresarbeit den Entwurf gemacht. Dann haben wir in Havelberg eine Werft gefunden, die die Pläne umsetzen konnte“, erzählt Schellenberg. Das Material für den Katamaran wurde über Crowdfunding im Internet eingesammelt, dazu kamen private Spenden und Zuwendungen von Sponsoren. Hinter dem Projekt steht eine gemeinnützige Genossenschaft mit David Schellenberg im Vorstand. Ende Juli war das „Traumschüff“ seetüchtig, sofort ging das Schwimmende Theater auf Tour und machte unter anderem in Rathenow, Premnitz, Brandenburg/Havel, Brieselang, Oranienburg und Werder Station. Zum Tourneeende ankerte das „Traumschüff“ jetzt zwei Wochen lang im Tempelhofer Hafen. Gespielt wurde „Bibergeil“, ein Stück um Naturschutz und die Probleme, die der Biber im Oderbruch verursacht.
„Bis zum Saisonende hatten wir rund 1500 Zuschauer“, berichtet David Schellenberg. Die Besucher zahlen übrigens keinen festen Eintritt, sondern geben am Ende der Vorstellung eine Spende. „Wir wollen, dass sich jeder einen Theaterbesuch leisten kann“, so David Schellenberg.
Der Prinzipal trägt seine Schiffermütze übrigens zu recht. Um das zwölf Meter lange und neun Tonnen schwere Theaterfloß mit den beiden Heckmotoren steuern zu dürfen, musste er extra den Sportbootführerschein machen. Dafür musste er Schifffahrtsregeln pauken und sogar Seemannsknoten lernen. Ansonsten fühlt sich David Schellenberg als Bewohnr von Hirschgarten auf dem Wasser fast wie zu Hause. In seiner Jugend hat er beim Friedrichshagener Ruderverein „Ägir“ fast alles vom Zweier bis zum Achter gerudert.
Jetzt geht das „Traumschüff“ erst einmal ins Winterlager in die Havelberger Werft. Und am Schreibtisch von David Schellenberg entsteht in den nächsten Wochen der Tourneeplan für 2018. „Da wollen wir auf alle Fälle auch in Köpenick spielen, vielleicht am Spreetunnel in Friedrichshagen oder vor dem Köpenicker Rathaus“, sagt David Schellenberg.
Die Macher haben ihr Traumschüff übrigens „Genossin Rosi“ getauft. So hieß die Großmutter von Davis Schellenbergs Lebensgefährtin. Sie hatte mit einer namhaften Spende das Projekt erst möglich gemacht hat. Und Mitglieder einer Genossenschaft sind nun einmal Genossinnen und Genossen. RD
Und hier ein kurzes Video:
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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