Landschaftsbilder statt Fotoretusche
Gerd Juhle hat sein Hobby vor 30 Jahren zum neuen Beruf gemacht

Gerd Juhle malt am heimischen Schreibtisch an der Tischstaffelei. | Foto: Ralf Drescher
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Gerd Juhle (82) muss eigentlich nicht mehr arbeiten. Jedoch schon aus Freude an der Kunst greift er immer wieder zu Pinsel und Ölfarbe.

Gerd Juhle, geborener Köpenicker und seit über einem halben Jahrhundert unweit der Erpe in Hirschgarten zuhause, ist gelernter Positivretuscheur. Bis 1990 hat er freiberuflich Fotos für den Abdruck in Fachzeitschriften und Büchern bearbeitet, Konturen nachgezogen, weiße Bauhelme eingefärbt, den Kontrast von Gesichtern angehoben. „Nach dem Ende der DDR hatte ich keine Aufträge mehr, die Druckvorbereitung von Fotos wurde nun am Computer erledigt. Da habe ich mein Hobby die Malerei zum Beruf gemacht“, erzählt der Senior.

Bereits Anfang der 90er-Jahre hatte die Berliner Woche (damals noch als Berliner Wochenblatt) über Juhle berichtet. Er hatte damals eine größere Auswahl von Ölminiaturen im Restaurant des Müggelturms ausgestellt. „Ich habe damals viele Bilder verkauft und mehrere besonders gefragte Motive noch einmal gemalt“, erinnert sich der Künstler.

Auch über ein Vierteljahrhundert später ist es sein Umfeld, in dem er Motive für seine Ölbilder findet. Meist macht er vor Ort nur ein paar Skizzen, gemalt wird dann an der Staffelei in der Hirschgartener Wohnung. „Ich finde aber auch bei Spaziergängen um den Müggelsee, auf den Wiesen im nahen Erpetal oder bei Ausflügen ins Erzgebirge stimmungsvolle Motive. Oft übertrage ich die Skizzen nicht 1:1, sondern lasse die Eindrücke von mehreren Standorten in ein Bild einfließen“, erzählt Gerd Juhle.

Bis vor einigen Jahren hat sich der Künstler auch auf den traditionellen Pankower Kunstmarkt gesetzt und dort schon mal zehn Bilder an einem Tag verkauft. „Das Interesse an dieser Art von Kunst ist leider zurückgegangen. In den letzten Jahren konnte ich vom Erlös oft nur die Standgebühr begleichen und verzichte inzwischen auf diese Märkte“, erzählt der Künstler.

Mehrere Galerien haben seine Bilder aber nach wie vor im Angebot, und wenn ihn Interessenten im Telefonbuch finden, bestellen sie auch mal direkt beim Künstler oder lassen sich eine Auswahl zeigen. Andere Bilder verschenkt er an Freunde und Verwandte, und auch Tochter und Enkel haben bereits eine Sammlung von Bildern des Künstlers. Eine Juhle-Anhängerin aus Gifhorn hatte vor Jahren über eine Galerie den Kontakt zum Künstler gefunden und hat inzwischen 16 Bilder von Juhle an der Wand. An das Ende seiner künstlerischen Betätigung denkt der Rentner übrigens nicht: „Solange mich die Füße zum Skizzieren wenigstens nach nebenan ins Erpetal tragen, werde ich malen“, verspricht er. Ohnehin gibt es im nächsten Jahr einiges für ihn als Heimatmaler zu tun. Dann feiert „sein“ Hirschgarten 150. Jubiläum – und da will Juhle unbedingt mit einer Ausstellung dabei sein.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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