Friedrichshagen war ein Zentrum des Bronzegusses

Foto: Caspar

Friedrichshagen. Der Metallguss ist eine uralte Kulturtechnik, die frühen Zeitaltern den Namen gab - Bronzezeit und Eisenzeit. Sie haben auch in unserer Region bemerkenswerte Spuren hinterlassen, die in Museen sowie auf Straßen und Plätzen bewundert werden können.

Ein neues Heft der in Friedrichshagen erscheinenden Heimatzeitschrift "Die Mark Brandenburg" stellt Arbeitsgeräte, Waffen, Glocken, Gefäße, Schmuck und andere Gegenstände aus Bronze und Eisen vor und zeigt in einer Auswahl, wer sie hergestellt hat und wo sich die Gießereien befanden.

Die Bedingungen für die Blüte des Bronze- und Eisengusses waren ideal, schreibt Artur Engel zu Beginn der instruktiven Ausgabe. Die tiefen Wälder lieferten die nötigen Brennmaterialien, um das Metall zu schmelzen und in nützliche und schöne Gegenstände zu verwandeln. Der Verfasser macht mit historischen Form- und Gießtechniken bekannt und zeigt, warum der Bronze- und Eisenguss in neuerer Zeit durch andere Verfahren und Materialien abgelöst wurde.

In Berlin hat man nicht nur den Bronzeguss gepflegt, auch der Eisenkunstguss kam hier vor 200 Jahren zu hoher Blüte. Marcel Piethe befasst sich mit der 1804 gegründeten Königlichen Eisengießerei, deren Erzeugnisse bis heute in Form von Grabkreuzen, Brückengeländern und Denkmälern geschätzt werden.

Parallel zu der Eisengießerei etablierten sich private Bildgießereien, allen voran die Firma Gladenbeck in Friedrichshagen, das damals noch außerhalb der Hauptstadt lag. Gladenbeck’sche Güsse wie das Reiterdenkmal Friedrich Wilhelms IV. auf der Freitreppe der Alten Nationalgalerie und ein paar Schritte weiter die Amazone auf der Treppe des Alten Museums am Lustgarten, ferner die vergoldete Victoria auf der Siegessäule im Tiergarten, Figuren des Neptunbrunnens vor dem Roten Rathaus, das Luther-Denkmal an der Marienkirche und andere Monumente auch im Ausland sind ein Beleg für den zunehmenden Hang des 19. Jahrhunderts, an Persönlichkeiten und Ereignisse der Geschichte und Gegenwart dauerhaft durch Stein und Bronze zu erinnern.

Inge Kießauer weist in ihrem Beitrag in der Heimatzeitschrift darauf hin, dass das im Krieg von 1870/71 unterlegene Frankreich seine Kontributionen auch in Form von Bronzekanonen begleichen musste, die zur Herstellung von solchen Skulpturen verwendet wurden. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie sah es für die Gladenbeck’sche Gießerei nicht gut aus. Die von Kaiser Wilhelm II. erteilten Großaufträge blieben aus, mit Kleinbronzen konnte aber kein Geschäft mehr gemacht werden. Die Inflation besiegelte vor 90 Jahren das Schicksal der Aktiengesellschaft vormals H. Gladenbeck & Sohn, deren Firmensitz an der Peter-Hille-Straße in Friedrichshagen heute eine Schule ist.

Die Mark Brandenburg, Heft 91, 40 Seiten, fünf Euro. Marika Großer Verlag Berlin, Bruno-Wille-Straße 4c, 645 28 01.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

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