„Das ist eine eingeschworene Familie“
Denniz Burian und seine Kollegen der DLRG retten Menschen in Not

Denniz Burian, hier auf dem Rettungsboot Pelikan 61, ist Leiter Einsatz bei der DLRG in Friedrichshagen. Auch privat ist er gern am Wasser. Im Februar unternahm er beispielsweise einen Tauchurlaub auf die indonesische Insel Bali. Er ist in Köpenick aufgewachsen und wohnt in Schöneweide. | Foto:  Philipp Hartmann
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  • Denniz Burian, hier auf dem Rettungsboot Pelikan 61, ist Leiter Einsatz bei der DLRG in Friedrichshagen. Auch privat ist er gern am Wasser. Im Februar unternahm er beispielsweise einen Tauchurlaub auf die indonesische Insel Bali. Er ist in Köpenick aufgewachsen und wohnt in Schöneweide.
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Zehn Meter hinauf geht es auf den Turm. Von hier oben reicht an sonnigen Sommertagen der Blick über den ganzen Müggelsee. An diesem Sonnabend ist das gewohnte Treiben auf dem Wasser zu sehen. Ruderboote liefern sich ein Wettrennen, begleitet von einem Motorboot, von Partyflößen dröhnt Musik ans Ufer, Stand-up-Paddler bewegen sich langsam vorwärts.

Weil die Wasseroberfläche beinahe spiegelglatt ist, erwartet Denniz Burian ein ruhiger Arbeitstag. Der 30-Jährige ist Leiter Einsatz bei der DLRG-Wasserrettungsstation Friedrichshagen, direkt am Müggelpark neben der Hafenbar. Seit 1927, als die Station gegründet wurde, wachen die Lebensretter von dort über den Müggelsee und starten auf der Stelle, wenn in der Region etwas passiert. Alarmiert werden können sie auch zum Dämeritzsee bei Erkner und bis zur östlichen Berliner Innenstadt. Das Einsatzgebiet umfasst außerdem die Dahme und alle anliegenden Seen. Denniz Burian ist mit der DLRG aufgewachsen, denn schon seine Eltern engagierten sich dort. Seine Mutter war Stationsleiterin in Friedrichshagen. Sein Vater ist noch heute Einsatztaucher.

Die DLRG-Wasserrettungsstation Friedrichshagen befindet sich direkt neben dem Müggelpark und wurde 1927 gegründet. Vom zehn Meter hohen Turm kann der gesamte Müggelsee beobachtet werden. | Foto: Philipp Hartmann
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Zum Alltag gehören gekenterte Segelboote und andere in Not geratene Wassersportler, medizinische Hilfe bei Schnittverletzungen und allergischen Reaktionen nach Wespenstichen, Kreislaufprobleme bei Badegästen wegen der Hitze oder Unfälle auf dem Europaradweg R1. Eine Plage seien Partyflöße. „Viele wissen nicht, wie sie sich auf einer Wasserstraße zu verhalten haben“, sagt Burian. Immer wieder würden Partyflöße auch trotz Verbot bei der DLRG und an Dampferstellen anlegen, falsch in Einbahnstraßen einbiegen, den Bremsweg anderer Boote unterschätzen. Gelegentlich werde zudem an Bord so heftig gefeiert, dass die DLRG wegen einer Drogenüberdosis gerufen wird.

Nicht nur in solchen Fällen geht es manchmal um Leben und Tod. Im vergangenen Jahr retteten Denniz Burian und seine Kollegen während eines heftigen Sturms, bei dem die Wellen auf dem Müggelsee auch mal bis zu drei Meter hoch werden können, einen Segler. Beim Eintreffen der Helfer konnte der Mann sich gerade noch außen an seinem Boot festhalten. „Eine Szene wie in einem Hollywoodfilm“, schildert er diese Situation. In Sicherheit gebracht werden können aber nicht alle. Erst vor wenigen Wochen wurde wieder ein ertrunkener Mann aus dem Wasser gezogen. „Jedes Jahr werden es mehr Badetote“, sagt Denniz Burian. Was die Gründe dafür sind? „Die Menschen entdecken wieder mehr den Heimaturlaub. Und es gibt Leute, die sich überschätzen.“ Außerdem könnten Kinder heute immer schlechter schwimmen. Es fehlten Schwimmlehrer und die Schwimmhallenzeiten reichten nicht aus. Teilweise zwei Jahre betrage je nach Bezirk die Wartezeit auf die Seepferdchen-Prüfung, berichtet Burian, der selbst Schwimmer ausbildet.

Vom Turm der Rettungsstation aus hat Denniz Burian den Müggelsee im Blick. | Foto: Philipp Hartmann
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Umso wichtiger ist somit die Arbeit der Rettungsschwimmer und Rettungstaucher in Friedrichshagen – und das alles ehrenamtlich. Wer sich bei der DLRG engagiert, bekommt keinen Cent und muss dafür auf viel verzichten. Von Mai bis Oktober, oft sogar schon ab April, müssen die Helfer an Wochenenden und Feiertagen immer zwei Rettungsboote stellen. Bei einem „harten Kern“ von zehn Personen auf der Wasserrettungsstation sammelt sich da einiges an, erzählt Denniz Burian, der als Fachwirt für Versicherungen und Finanzen arbeitet. Neun von zehn Wochenenden ist er im Einsatz.

Hobbys bleiben meist auf der Strecke. Früher fuhr er gern Motorrad. Das geht jetzt nicht mehr. Nachmittags einfach mal zum Grillen bei Freunden vorbeischauen, Geburtstage feiern, Zeit mit der Familie verbringen, all das ist kaum möglich. Ebenso wenig, wie an einem Freitagabend unbeschwert in eine Bar zu gehen, wenn er am nächsten Tag wieder einsatzbereit sein muss. „Es gibt sicher auch den einen oder anderen Tag, wo ich es bereue“, gibt Denniz Burian zu. Dennoch macht er weiter. „Hier bei der DLRG sind viele enge Freundschaften entstanden. Das ist eine eingeschworene Familie, ein Gemeinschaftsgefühl. Ich halte mich hier fit, kann permanent ins Wasser gehen“, zählt er die Vorteile auf. „Und ich finde es wichtig, dass man sich engagiert.“

Die DLRG sucht immer ehrenamtliche Helfer. Infos gibt es unter mitte.dlrg.de.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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