Größter Vereinserfolg in 110 Jahren
A-Jugend-Handballerinnen des FSV 1912 sind stolz auf den Berliner Meistertitel 2022
In Friedrichshagen wird exzellenter Handball gespielt. Das hat die weibliche A-Jugend des Friedrichshagener SV 1912 als Berliner Meister 2022 unter Beweis gestellt. Ende Mai besiegten die jungen Frauen die namhaften Reinickendorfer Füchse im Finale mit 23:12 und mussten dabei laut eigener Einschätzung noch nicht einmal ihre Bestleistung zeigen.
Für den Verein ist es der bisher größte Erfolg in seiner 110-jährigen Geschichte, für Treptow-Köpenick der erste Berliner Meistertitel im weiblichen Jugendbereich seit 1965 (einen Berliner Meistertitel in den Bezirk holten zuletzt die ersten Frauen des KSV Ajax im Jahr 1985). Wie war dieser jüngste Erfolg möglich? Andreas Rubandt, Trainer und zugleich Abteilungsleiter Handball beim FSV, glaubt, die Antwort zu kennen. „Entscheidend ist wirklich der Zusammenhalt dieser Truppe“, sagt er. Jedes Jahr im Oktober miete sich der FSV eine Anlage am Senftenberger See für sein Trainingslager. Dort entstehe ein besonderer Teamgeist. Klaus Baltuschat, der 88-jährige Vater seines Trainerkollegen Uwe Baltuschat, kümmere sich trotz seines Alters immer noch darum, dass immer wieder Nachwuchs in den Verein eintrete. Hinzu komme, dass junge Spielerinnen schon früh bei den älteren mittrainieren und mitspielen würden.
Ein Beispiel ist Andreas Rubandts Tochter Joanna Conrad. Die 19-Jährige war als Linksaußen mit vielen Toren maßgeblich am Erfolg der vergangenen Saison beteiligt, spielte dabei aber schon regelmäßig in der ersten Frauenmannschaft. Ihre Mitspielerinnen bezeichnet sie als ihre zweite Familie. Nach dem Gewinn des Finales war sie „einfach nur glücklich“. Inzwischen hat sie die Altersgrenze für die A-Jugend wie auch vier weitere Spielerinnen überschritten und darf jetzt nur noch im Erwachsenenbereich auflaufen. Für ihre nun ehemalige Teamkollegin Bessan Al Mohammad gilt das nicht. Mit ihren 16 Jahren dürfte die Schülerin, die im Gerhart-Hauptmann-Gymnasium die elfte Klasse besucht, sogar noch in der B-Jugend spielen. Dennoch war sie in der vergangenen Saison bereits fester Bestandteil der A-Jugend. Der Berliner Meistertitel sei für sie etwas ganz Besonderes gewesen, wie sie erzählt. „Ich glaube, ich habe die ganze Woche danach nur darüber geredet und meine Familie genervt.“ Als Kreisläuferin muss Bessan einiges wegstecken können. Immer wieder landet während des Spiels ein Ellbogen in ihrem Gesicht. Das mache ihr aber nichts aus. „Manchmal werde ich geschubst, dann schubse ich halt zurück“, sagt sie lachend. Handball sei eben ein harter Sport, da dürfe niemand zimperlich sein.
Neben der Schule sei Handball ein guter Ausgleich, betont sie. Für Joanna Conrad, die eine Ausbildung zur Pflegefachfrau macht, ist der Sport ihre zweite Priorität. Sie nehme den Handball schon sehr ernst, wie sie sagt. Im Alter von sieben Jahren hat sie mit dem Spielen angefangen. Sie folgte damit dem Beispiel ihrer älteren Schwester, die später aber nach einem Kreuzbandriss wieder aufhörte. Sie selbst ist von größeren Verletzungen bislang verschont geblieben. Handball mache ihr einfach Spaß, unter anderem wegen der Taktik und der Schnelligkeit. Außerdem suche sie immer die Herausforderung. Mit der ersten Frauenmannschaft hofft sie, in der laufenden Saison den Aufstieg von der Stadtliga in die Landesliga zu schaffen. In den vergangenen drei Jahren gelang dem Team bereits der Durchmarsch von der Kreisliga bis zur Stadtliga.
Andreas Rubandt, der die erst seit acht Jahren existierende Handballabteilung des FSV 1912 von Beginn an leitet und mehrere Teams trainiert, ist sichtlich stolz auf diese Erfolge. Mittlerweile zählt er 145 Mitglieder von der D-Jugend bis zur ersten Mannschaft, ausschließlich Mädchen und Frauen. Um Jungen- und Männerteams zu bilden, fehle es an ausreichend Interessenten, denn die Fußballabteilung beim FSV übe auf sie eine größere Anziehungskraft aus.
Die Berliner Meisterschale aus der Saison 2021/2022, dafür hat sich Andreas Rubandt stark gemacht, bekommt hinter einer Plexiglasscheibe einen Ehrenplatz in der Sporthalle der Wilhelm-Bölsche-Schule in der Aßmannstraße 10. Dort trainieren die Handballerinnen zweimal pro Woche. Die Trophäe immer vor Augen zu haben, sei ein guter Ansporn, um die Kleinen an den Verein zu binden, hofft er.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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