Multitalent im Speichern und Filtern
Kuratorium zeichnet den Waldboden als „Boden des Jahres 2024“ aus
Der Waldboden ist am bundesweiten Weltbodentag am 5. Dezember von einem Kuratorium während einer Festveranstaltung im Bundeslandwirtschaftsministerium zum „Boden des Jahres 2024“ erklärt worden.
Für Berlin hat der Alleskönner unter den Bäumen eine riesige Bedeutung. Mit insgesamt 30.000 Hektar Wald ist Berlin eine der waldreichsten Metropolen Europas. Etwa ein Fünftel der Landesfläche ist Wald. Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU), zuständig für die Berliner Forsten, hat zum Weltbodentag und zur Auszeichnung des Waldbodens „die besondere Bedeutung des Waldbodens für Berlin als Speicher-, Filter- und Reinigungsfunktion“ betont. „Im Wald versickertes und durch den Boden gefiltertes Wasser ist sauerstoffreich, sauber und als Trinkwasser hervorragend geeignet“, sagt sie.
Der Berliner Wasserbetriebe (BWB) gewinnen mehr als ein Drittel des Trinkwassers aus den Stadtwäldern. Viele andere Städte müssen das Wasser über Fernleitungen in die Stadt pumpen. Hamburg zum Beispiel holt Trinkwasser über Fernleitungen aus der Lüneburger Heide. Berlin kann sich komplett mit eigenem Grundwasser versorgen. Viele der rund 650 Tiefbrunnen der Wasserbetriebe befinden sich im Wald beziehungsweise sind von Wald umgeben. Peter Harbauer, Sprecher der Berliner Forsten, nennt Berlins Wälder mit geschätzten 20 Millionen Bäumen deshalb auch „Trinkwasserwälder“.
Der Waldboden reinigt und speichert Wasser, schützt vor Erosion und hält Schadstoffe zurück. Er ist Lebensgrundlage für die Waldbäume und speichert Kohlenstoffdioxid. Ein Quadratmeter Waldboden kann bis zu 200 Liter Wasser aufnehmen. Der Waldboden ist ein riesiger Wasserspeicher. Wie ein Schwamm saugt er das Regenwasser auf. Die obere, humusreiche Erdschicht ist dabei wie ein Speicher: Das Regenwasser fließt in die Hohlräume der lockeren Erdschicht – in kleine Poren, Ritzen, größere Spalten und zwischen die Wurzeln. So bleibt der Waldboden feucht und kann auch nach längerer Trockenzeit Pflanzen, Bäche und Teiche mit Wasser versorgen.
Unter Laubbäumen versickert mehr Regen und Schnee Richtung Grundwasser als unter Nadelbäumen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Laubbäume im Winterhalbjahr kein Laub tragen und der Niederschlag fast ungehindert den Boden erreicht. Auch das ist ein positiver Effekt des Waldumbaus der Berliner Forsten. Die Förster pflanzen im Mischwaldprogramm jährlich rund 450.000 neue Laubbäume, um die Wälder resilienter zu machen und die Filterfunktion zu erhöhen. Laubwälder filtern Wasser besser als Nadelwälder.
Die Berliner Wälder sind laut Senatsumweltverwaltung „die größte Kohlenstoffsenke der Stadt und damit ein bedeutender Faktor beim Erreichen der Klimaschutzziele Berlins“. Ein Viertel der rund 335.000 Tonnen Kohlendioxid, die die Berliner Wälder jedes Jahr der Atmosphäre entziehen, entfällt auf den Boden. Um das weiter zu steigern, renaturieren die Berliner Forsten gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz noch vorhandene Moorböden in den Wäldern. Erste Untersuchungen der Humboldt-Universität würden belegen, dass die Kohlenstoffspeicherfähigkeit des Berliner Waldbodens steigt.
Das Kuratorium Boden des Jahres, das den Waldboden zum „Boden des Jahres 2024“ erklärt hat, ist Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Bundesverbandes Boden sowie des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling. Das Umweltbundesamt fördert die Aktion. Ziel ist es, den Menschen die immense Bedeutung für Böden und ihre Funktionen im Naturhaushalt zu vermitteln. 2023 ist der Ackerboden „Boden des Jahres“.
Weitere Informationen zum Waldboden gibt es auf boden-des-jahres.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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