Die Bölsche vom Durchgangsverkehr befreien
Arbeitskreis Mobilität Friedrichshagen hat ein Verkehrskonzept für den Ortsteil entwickelt
Sollte die Gigafactory von Tesla in Grünheide planmäßig im Sommer eröffnen, droht Friedrichshagen wesentlich mehr Durchgangsverkehr. Dies ist nur eines der Themen, mit denen sich der Arbeitskreis Mobilität Friedrichshagen auseinandersetzt. Anfang des Jahres haben die Mitglieder ein Verkehrskonzept für den Ortsteil veröffentlicht.
Es soll als Grundlage für Diskussionen mit Bevölkerung und Verwaltung dienen. Dem Arbeitskreis geht es darum, Mobilität und Verkehr in der Region in den kommenden Jahren aktiv mitzugestalten. Dafür wurden auch Videointerviews mit Politikern der in der Bezirksverordnetenversammlung und im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien geführt. Diese sollen noch im April auf YouTube hochgeladen werden. Mitgemacht haben Carsten Schatz (Fraktionsvorsitzender der Linken im Abgeordnetenhaus), die Bezirksverordneten Manuel Tyx (SPD) und Jacob Zellmer (Grüne) sowie die Abgeordneten Stefan Förster (FDP) und Maik Penn (CDU).
Wolfgang Plantholt gehört zu den Gründern des Arbeitskreises, den es seit November 2018 gibt. Vor dem Ausbruch der Pandemie fand einmal monatlich ein Treffen im Rathaus Friedrichshagen statt, wo jeder Anwohner mitdiskutieren konnte. Inzwischen tauschen sich die Mitglieder digital aus. Etwa zehn aktive Mitglieder sind es derzeit. Plantholt, der seit 2011 in Friedrichshagen lebt, ist zufrieden mit der Entwicklung des Arbeitskreises. Die Mitglieder arbeiten gut und konstruktiv zusammen und bringen auch entsprechende Expertise mit. Es gibt einen Stadtplaner und einen Tiefbauingenieur. Auch Plantholt kennt sich mit Verkehrsthemen aus. In seinem Berufsleben war der 76-Jährige unter anderem Pressesprecher bei der Fluggesellschaft Air France. Seit Jahren engagiert er sich in der Arbeitsgruppe Radverkehr in Treptow-Köpenick.
„Wir haben einen ganz guten Austausch mit Stadtrat Rainer Hölmer und einen guten Zugang zum Bezirksamt“, sagt er. Es wurde beispielsweise erreicht, dass viele Fußwegschäden in Friedrichshagen schnell behoben wurden. Plantholt begrüßt die Tempo-30-Anordnung in der Bölschestraße. Er hofft außerdem, dass bald endlich auch die sechs Ladezonen im nördlichen Bereich der beliebten Einkaufsstraße eingeführt werden. Da in der Bölschestraße oft Autos mit Kennzeichen aus dem Umland zu sehen sind, schlägt der Arbeitskreis in seinem Konzept eine Parkraumbewirtschaftung vor. Außerdem geht es den Aktiven darum, „die vorhandenen Flächen intelligent neu zu verteilen“. Die Aufenthaltsqualität solle durch mehr Sitzbänke und Radabstellanlagen verbessert werden. Es gehe nicht um „Auto-Bashing“, sondern um „mehr Flächengerechtigkeit“.
Das größte Vorhaben dürfte aber sein, die Bölschestraße vom Durchgangsverkehr zu befreien und den Verkehrsknoten rund um den S-Bahnhof Friedrichshagen zu entlasten. Der Arbeitskreis fordert dort unter anderem eine Optimierung des Umstiegs zwischen Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn und S-Bahn sowie den Straßenbahnlinien der BVG. Die aktuellen Umsteigezeiten und -wege würden ein erhebliches Hindernis beim Wechsel auf den ÖPNV darstellen, heißt es im Konzept. Wolfgang Plantholt möchte die Bölsche außerdem gern zur Einbahnstraße Richtung Süden machen. Da es sich um eine Straße aus dem übergeordneten Straßennetz handelt, könnte dies aber nicht der Bezirk, sondern nur die Senatsverkehrsverwaltung umsetzen.
Bezüglich der Tesla-Ansiedlung und daraus resultierenden Berufspendlern macht er sich große Sorgen. „Berlin ist auf die Tesla-Eröffnung nicht eingestellt. Der Dialog mit den Nachbargemeinden in Brandenburg funktioniert nicht gut. Unsere Befürchtung ist, dass der Stau dadurch noch länger wird und der Fürstenwalder Damm dann bis zu Hellweg regelmäßig komplett dicht ist.“ Dieses Thema dürfte den Arbeitskreis auch in Zukunft sehr beschäftigen.
Weitere Informationen: www.werbegemeinschaft-friedrichshagen.de/projekte/mobilitaet
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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