Friedrichshagen. Julius Fromm (1883-1945) hat es vom armen "Ostjuden" zum angesehenen Köpenicker Unternehmer gebracht. Mit Beginn der NS-Diktatur veränderte sich sein Leben radikal und es endete kurz nach Kriegsende in London.
Vor Kaufland an der Friedrichshagener Straße erinnert jetzt ein Stolperstein an den Unternehmer, der einer ganzen Warengruppe den Namen gab.
Julius Fromm hat nämlich bereits vor dem Ersten Weltkrieg das erste Kondom aus Naturkautschuk und ohne störende Naht erfunden. Als deutsche Soldaten 1914 in den Krieg zogen, hatten sie Millionen von "Verhüterli" der Marke Fromms Act dabei, erstens um Nachwuchs zu vermeiden und zweitens um sich vor Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten zu schützen.
Eine erste größere Produktionsstätte befand sich ab 1922 direkt in Friedrichshagen, 1930 eröffnete der Neubau an der Friedrichshagener Straße 38/39. Trotz seiner jüdischen Abstammung versuchte Fromm sich mit dem NS-Regime zu arrangieren und hängte sogar ein Hitlerbild in die Firmenkantine. Trotzdem musste er 1938 seine Kondomfabrik unter Wert verkaufen. Im Jahr 1939, einige Monate vor Kriegsbeginn, ging Fromm nach London und nahm vier seiner sechs Geschwister und deren Angehörige mit. Seine Mutter Elvira sowie seine Schwester Elsa und deren Mann wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Bereits während des Krieges hatte Julius Fromm gehofft, nach dem Sieg der Alliierten wieder nach Berlin gehen und seine Geschäfte fortführen zu können. Der Wunsch ging nicht in Erfüllung. Julius Fromm starb am 12. Mai 1945 in London nach einem Schlaganfall. Fromms Act überlebte dagegen das Kriegsende, seine Söhne gestatteten die Lizenzproduktion im Westen, in Friedrichshagen wurden fortan volkseigene Kondome produziert. Das Grundstück des jüdischen Unternehmers wurde in Staatsbesitz überführt. Erst 1994 bekamen die Erben das Areal der früheren Kondomfabrik in ihren Besitz und verkauften an einen Investor.
Verlegt wurde der Stolperstein für Julius Fromm von Gunter Demnig, der damit seit Jahren an Opfer der Nazidiktatur erinnert. Europaweit hat er bereits rund 48 000 derartige Minigedenkstätten im Pflaster verlegt. Im Bezirk Treptow-Köpenick erinnern inzwischen über 80 Stolpersteine an Opfer von Holocaust und NS-Regime.
Ralf Drescher / RD
Dieser Inhalt gefällt Ihnen?
Melden Sie sich an, um diesen Inhalt mit «Gefällt mir» zu markieren.
Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.
40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...
Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...
Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...
Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.