Zur Bürgerbeteiligung vergattert
Baukollegium beriet erneut über Hochhaus an der Warschauer Brücke
"Wilder" müsse der Entwurf werden, verlangte das Baukollegium bei seiner Sitzung im Mai. Die teilweisen Planänderungen, die das Gremium knapp vier Monate später zu sehen bekam, sorgten zumindest bei dieser Vorgabe für ein weitgehendes Abnicken.
Sie betreffen das 140-Meter-Hochhaus, das an der Warschauer Brücke entstehen soll. Mit ihm beschäftigte sich die Runde aus Stadtplanern, Bauexperten und Architekten am 10. September in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Fehrbelliner Platz erneut. Zwischen Vorgabe und Ergebnisvorstellung lag eine längere Tagungspause, auch begründet durch die Auszeit von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die der Runde vorsteht.
Der Investor Edge Technologies, eine Tochter der OVG Real Estate, will auf mehr als 30 Etagen rund 60 000 Quadratmeter Büronutzfläche errichten. Um die 5000 Menschen werden eines Tages, nach bisherigem Zeitrahmen ab dem Jahr 2022, in dem Turm arbeiten. Sein Bau kostet rund 400 Millionen Euro.
Die geforderte Wildheit soll vor allem in den acht Sockeletagen zur Geltung kommen. Für das Erdgeschoss ist eine Street Art-Bemalung geplant. Auch als Ausdruck zur Umgebung. Dazu werden die Balkone am Bauwerk unterschiedliche Größen und Anordnung bekommen, was ebenfalls für Auflockerung sorgen soll. Sie üppig zu bepflanzen erweise sich allerdings als schwierig, erklärte Architekt Andy Young. Denn ab einer gewissen Höhe gediehen Grüngewächse nur schwer. Außerdem wäre das Biotop von außen kaum einzusehen.
Auf dem Dach soll es ein Restaurant oder Café zur allgemeinen Nutzung geben, weitere öffentliche oder halböffentliche Angebote auch im Sockelbau – von Gastronomie bis Fitness. Eine Fahrradwerkstatt wurde ebenfalls erwähnt.
Gegen das alles gab es vom Baukollegium nichts einzuwenden, wobei allerdings speziell für den Eingangsbereich noch eine weitergehende Qualifizierung gewünscht wurde.
Noch mehr hakte das Gremium bei einem anderen Punkt nach, der ebenfalls zu den bereits geäußerten Wünschen und Vorgaben zählte. Nämlich ob es in dem Gebäude auch Raum für kulturelle oder soziokulturelle Projekte mit lokalem Bezug geben könne und wie es insgesamt mit dem Beteiligungsprozess aussehe.
Das wäre ein "separater Stream", erklärte die Bauherrenseite. Was übersetzt bedeutete, es habe sich hier noch nicht so viel getan. Denn zunächst sei es darum gegangen, die wilden Vorgaben zu berücksichtigen. Für Oktober wurde ein weiteres Gespräch mit dem Bezirksamt angekündigt. Dabei spiele auch dieses Thema eine Rolle.
Das Baukollegium sei zwar besonders an stadtplanerischen und bauästhetischen Fragen interessiert, ließ Regula Lüscher durchblicken. Aber auch Akzeptanz und Mitnahme sei ihm wichtig. Und sie stellte klar: Erwartet werde ein entsprechendes Dialogverfahren, das auch federführend von Senat und Bezirk auf den Weg gebracht werde. Über dessen Fortgang sei dem Gremium erneut Bericht zu erstatten.
Die Baugenehmigung und den Baustart erwarten die Investoren für 2019. Ihre Pläne sehen vor, den Hochhausturm zu verkaufen, ihn dann aber für minimum zehn Jahre zurückzumieten und die Flächen entsprechend zu vergeben. Mangelndes Interesse befürchten sie nicht, auch wenn zu möglichen Nutzern keine konkreten Angaben gemacht wurden. Nur so viel: Sowohl für größere, als auch kleinere Unternehmen wären Räume in dem Gebäude lukrativ.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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