Bessere Karten und Kompromisse: Um die Zukunft des RAW-Geländes wird gestritten

Was ist hier Soziokultur und was nicht? Der Kletterkegel und davor der Biergarten auf dem RAW-Gelände. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Was ist hier Soziokultur und was nicht? Der Kletterkegel und davor der Biergarten auf dem RAW-Gelände.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Einig ist man sich darin, dass es noch einigen Gesprächsbedarf gibt. Etwas anderes ist bei den Diskussionen um die Zukunft des RAW-Geländes auch nicht zu erwarten.

Ende Mai gab es die zweite Planungswerkstatt für den Westteil des Areals, dessen mehr als 50 000 Quadratmeter seit einem Jahr der Göttinger Kurth-Gruppe gehören. Vorgestellt wurden dort erste, von Organisatorin Gerlinde Mack "Moderationsmaterial" genannte Planskizzen, wie eine Bebauung aussehen könnte. Einer dieser Rohentwürfe sah eine Konzentration auf dem Areal zwischen Haubentaucher und der Warschauer Straße vor. Die heutigen Gebäude des Astra und des Suicide Circus würden dann verschwinden. Wobei das Astra bereits durchblicken ließ, es könne sich einen Umzug in einen anderen Neubau vorstellen.

In einer zweiten Variante könnten die beiden Clubs an ihrem Standort bleiben. Dafür würden die Gebäude an der Warschauer Straße höher. Bei einem wäre dann sogar bis zu 13 Stockwerke avisiert.

"Grüne Meile"

Auch entlang des heutigen Hauptwegs soll es möglicherweise Neubauten geben. Gleichzeitig ist dort eine Art "grüne Meile" geplant. Die Größe und Gestaltung der Freiflächen war ebenfalls Thema ebenso wie das, was auf dem Grundstück vis-à-vis des Five-O-Ensembles mit Skatehalle, Kletterkegel, Biergarten und Cassiopeia-Club passieren soll.

Manche Teilnehmer hielten die künftige Baumasse mit einem Volumen zwischen 100 000 und 125 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche für zu massiv. Andere sahen in der Werkstatt weiter eine Pseudo-Veranstaltung, die vor allem den Interessen des Eigentümers diene. Am meisten bewegte viele aber die Zukunft des sogenannten soziokulturellen L's. Damit sind einige Gebäude auf dem Gelände gemeint, deren Nutzer mit ihren Angeboten und Dienstleistungen nicht unbedingt ein Vermögen verdienen. Ihr Verbleib müsse auch künftig gesichert sein, verlangte bisher die BVV. Die Kurth-Gruppe ist dazu grundsätzlich bereit und will dort weiter nur günstige Mieten ansetzen. Aber nicht für alle, die sich bisher unter dem Begriff Soziokultur summieren.

Konkret macht sich der Streit, wie bereits berichtet, an der Five-O fest. Für den Skate- und Kletter-Bereich sieht auch der Eigentümer Mietsubventionen vor. Nicht aber für Cassiopeia und Biergarten, denn dabei handelt es sich nach Ansicht von Juniorchef Lauritz Kurth um profitable Unternehmen. Nur mit den bisherigen Überschüssen von Club und Freiluftlokal könne er Skaten und Klettern ermöglichen, argumentiert dagegen Five-O-Chef Tobias Freitag. Sei das nicht mehr gegeben, wären diese Angebote gefährdet.

Stiftung abgelehnt

Inzwischen gibt es die Forderung, der Eigentümer soll die Gebäude des soziokulturellen L an eine gemeinnützige Stiftung abgeben. Was Lauritz Kurth sehr bestimmt ablehnte. "Wir verkaufen hier nichts. Weder an Stiftungen noch an andere Investoren." Eine Lösung für dieses Problem soll jetzt ein Runder Tisch finden, zu dem in Kürze eingeladen wird.

Die Stiftungsidee findet sich ebenfalls in einem Antrag von Grünen und Linken, bei dem es um einen Aufstellungsbeschluss zu einem Bebauungsplan für das RAW-Gelände geht. Er soll neben einer "weitgehend bestandsschonenden Entwicklung des Gesamtensembles" und dem Erhalt der Soziokultur auch das Verbot von Wohnungsneubau beinhalten. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurden diese Forderungen im Stadtplanungsausschuss am 15. Juni zunächst vertagt.

Was der Vorstoß bezwecken sollte, machte der Linke-Bezirkverordnete Lothar Jösting-Schüßler deutlich: "Es geht darum, wer die besseren Karten in diesem Spiel hat. Nach meiner Einschätzung sind das wir." Das auch als Replik auf Lauritz Kurth, der zuvor für Kompromisse plädiert hatte.

Beim Thema Wohnungsbau zielte der Vorstoß allerdings weniger auf die Kurth-Gruppe, deren Juniorchef im Ausschuss noch einmal beteuerte, in dieser Richtung überhaupt keine Ambitionen zu verfolgen. Ihre künftigen Neubauen seien für Gewerbe, Büros oder Freizeiteinrichtungen vorgesehen.

Neubauten abschminken

Anders sieht es bei der International Campus aus, die, wenn auch noch nicht völlig vollzogen, inzwischen neuer Besitzer im Ostteil des RAW-Areals ist. Sein Unternehmen sei auf den Bau von Studentenwohnungen spezialisiert und habe das auch hier vor, erklärte ihr Vertreter Christian Wetzel. Bevor das realisiert werden könne, setze man auf Zwischennutzungen, etwa ein Wiederbeleben des Streetfood-Markets, der dort bis vergangenes Jahr unter dem Namen "Neue Heimat" firmierte, sowie Veranstaltungen und Firmenevents in weiteren Hallen.

Neubauten für Studenten könne er sich abschminken, erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne). Das sei bereits vor dem Kauf klargemacht worden, weshalb International Campus bisher auch nur Eigentümer unter Vorbehalt sei. tf

Was ist hier Soziokultur und was nicht? Der Kletterkegel und davor der Biergarten auf dem RAW-Gelände. | Foto: Thomas Frey
Der Hauptweg durch das RAW-Areal soll zu einer "grünen Meile" werden. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.