Eigentümerpläne sorgen für Aufruhr in der Bezirkspolitik

Kann der Abriss des SEZ noch verhindert werden? | Foto: Frey
  • Kann der Abriss des SEZ noch verhindert werden?
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee soll abgerissen und an seiner Stelle ein Riesenkomplex aus Wohnungen, Gesundheits-, Wellness- und Freizeitangeboten errichtet werden.

Dieses Ziel verfolgt, wie mehrfach berichtet, Eigentümer Rainer Löhnitz. Gegen seine Pläne formiert sich massiver Widerstand. Bereits Ende Oktober hatte die BVV eine Veränderungssperrre für das Grundstück beschlossen. Das bedeutet, eingehende Bauanträge oder Bauvorbescheidsanfragen werden zurückgestellt. Bis zu vier Jahren kann das Verfahren damit in die Länge gezogen werden. Allerdings bleibt dem Eigentümer, sich mit einer Klage zu wehren. Deren Ausgang sei natürlich ungewiss, so Baustadtrat Hans Panhoff (Bündnis90/Grüne). Auf jeden Fall müsse der Bezirk Kosten für den Rechtsstreit einkalkulieren. Nicht tangiert von der Sperre wird ein möglicher Abriss des Gebäudes. Den kann Löhnitz bereits veranlassen.

Einen weiteren Vorstoß zur Rettung des SEZ machen die Fraktionen von Bündnis90/Grüne und SPD in der BVV am 17. Dezember. In einem gemeinsamen Antrag fordern sie das Bezirksamt auf, sich beim Senat für eine Rückübertragung des Areals an das Land Berlin einzusetzen. Ist das nicht möglich, soll eine Rückkaufoption ausgeübt werden. Andere Stimmen bringen sogar ein Enteignungsverfahren ins Spiel. Etwa der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. Nicht nur er verweist darauf, dass Löhnitz das Grundstück 2003 für einen Euro bekommen, aber die Auflagen nicht erfüllt habe.

Löhnitz hatte sich unter anderem verpflichtet, die große Schwimmhalle, Herzstück des alten SEZ, spätestens 2008 wieder in Betrieb zu nehmen. Das ist bis heute nicht passiert. Stattdessen wird in dem ehemaligen Becken Ballsport betrieben. Große Teile des 1981 eröffneten Komplexes stehen bis heute leer.

Trotzdem wird es schwer, dem Eigentümer sein damaliges Schnäppchen wieder abzuluchsen. Daran schuld ist nicht zuletzt eine Stellungnahme der Senatsfinanzverwaltung aus dem Jahr 2008. Sie bescheinigt Löhnitz, dass er die Abmachungen erfüllt habe - obwohl die Schwimmhalle nicht reaktiviert war. Aber zum einen war im Vertrag nicht von ihr, sondern nur von "Wasserbereichen" die Rede, die der Eigentümer einrichten sollte. Und das tat er, in Form einiger kleinerer Planschbassins. Zum anderen war die Finanzverwaltung der Ansicht, dass die Investitionen für das große Becken einen privaten Betreiber überfordern würden. Zumal in der Nähe mit der Europa-Schwimmhalle ein solches Angebot existiere.

Auf diesen Freifahrtschein kann sich Löhnitz jetzt berufen. So bleibt unterm Strich, dass Berlin einst ein Grundstück für einen Euro verscherbelt hat, dessen Wert auf einen zweistelligen Millionenbetrag taxiert wird.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 392× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 689× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 666× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.072× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.