Kindheit auf der Baustelle und im Container
Eine Kitasanierung, die zur unendlichen Geschichte wurde

Noch Baustelle: die Kita Menschenskinder an der Fürstenwalder Straße. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Noch Baustelle: die Kita Menschenskinder an der Fürstenwalder Straße.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Aussagen klangen so, als wäre alles paletti. Die Türen müssten noch eingehängt werden und ein Rest von Fliesen sind einzusetzen. Ende Juli soll alles fertig sein.

So der Sachstand, vorgetragen von Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne) in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zum Umbau der Kita "Menschenskinder" an der Fürstenwalder Straße. Dass dort seit rund drei Jahren eine Bauodyssee im Gange ist, konnten Uninformierte daraus nicht erschließen.

Anders die direkt Betroffenen, wie die Kita-Eltern auf der Tribüne. Die fanden die Erklärungen deshalb auch "unübersichtlich" und "nicht befriedigend". Termine, wann das Gebäude endlich fertig ist, seien schon mehrere genannt worden und ließen sich dann nicht einhalten. Deshalb werde auch der aktuelle Zeitplan erst geglaubt, wenn er wirklich eintritt. Wobei es jetzt eigentlich unbedingt klappen muss. Denn zum neuen Kitajahr ab 10. August sollen 40 weitere Kinder aufgenommen werden. Die finden aber nur einen Platz, wenn vorher die Bauarbeiter verschwunden sind.

Dass die Eltern ziemlich sauer sind, ist deshalb noch untertrieben. Deutlich wird das an zwei Briefen von Ende Mai und Ende Juni an Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne), die, ebenso wie die Antwort der Rathauschefin, der Berliner Woche vorliegen. Neben den Problemen wird darin eine wenig transparente Informationspolitik der Verantwortlichen im Bezirksamt, dem Bauauftraggeber, beklagt. Es habe den Eindruck, als würden sie dort vor allem für Nervensägen gehalten, meinte eine Mutter. Mitgereicht wurde in einem der Schreiben eine Chronologie der bisherigen Ereignisse. Sie liest sich wie eine Hitparade von Pleiten, Pech und Pannen, die hier nur in groben Zügen wiedergegeben werden soll.

Ursprünglicher Beginn der Sanierung sollte im September 2014 sein. Sie begann tatsächlich erst im Oktober 2015. Zunächst an den Außenfassaden und bei noch laufendem Betrieb. Im Mai 2016 folgte der Umzug in einen Container, in dem sich die Kita bis heute befindet. Das Provisorium ist weder auf dem aktuellen Stand solcher Ersatzbauten, noch auf längere Zeit für einen Kinderhort ausgerichtet. Dazu kam, dass auch der Garten höchstens partiell genutzt werden kann. Dessen Wiederherstellung wird sich auch auf jeden Fall noch bis zum Jahresende hinziehen.

Alles zusammengenommen hätten deshalb viele Kinder ihre bisherige Kitazeit zunächst auf einer Baustelle und dann in einem Container verbracht, machen die Eltern deutlich. Bei allem Einsatz der Erzieherinnen, diese Handicaps mit Engagement über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus aufzufangen, sei das alles andere als ein optimales Umfeld. Übrigens – trotz all dieser Einschränkungen war die Tagesstätte im Frühjahr eine der Ausgezeichneten mit dem Deutschen Kitapreis (wir berichteten).

Die skurrile Bau-Causa gehört in die Kategorie, wir planen, aber dann kommt es doch etwas anders. Aus der Sanierung des Bestandsgebäudes ist inzwischen eine Art Neubau geworden. Welche Ursachen das hatte, erschloss sich auch dem Kita-Träger "Menschenskinder" nicht vollständig. Wahrscheinlich wäre es von Anfang an günstiger gewesen, gleich abzureißen. Auch von missglückten Ausschreibungen sei die Rede gewesen. Die entsprechenden Firmen vor allem auch zu bestimmten Fristen vor Ort zu haben, war häufig ebenfalls nicht gewährleistet. Nach Angaben von Eltern hätten die Arbeiten über manche Phasen vollständig geruht.

Im Garten sollte zunächst eine vollständige Tiefenenttrümmerung stattfinden, der auch alle Bäume zum Opfer fallen sollten. Ein verlangtes Zweitgutachten hielt einen kompletten Bodenaushub nicht für notwendig. Anschließend wurde auch hier der Beginn mehrfach verschoben. Ebenso wie der Termin für den Wiedereinzug. Von Ende 2017 auf März, dann Mai 2018 und jetzt auf den August. Daran würden die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "mit Hochdruck" arbeiten, erklärte die Bürgermeisterin in ihrem Brief.

Was die Adressaten eher sarkastisch aufnahmen. Der aktuelle Hochdruck bedeute anscheinend, dass es den bis vor Kurzem nicht gegeben habe, formulierten sie in ihrer Antwort. Außerdem hegten sie Zweifel am aktuellen Zeitplan. Das Gebäude sei noch nicht fertiggestellt und die Gartenfläche nicht vorhanden.

Dabei ginge es ihnen auch jetzt nicht darum, die Fronten weiter zu verhärten, betonte eine Betroffene. Aber ein nahes Ende einzufordern wäre doch ihr Recht als Bürger und Wähler. Deshalb verbanden sie ihr letztes Schreiben mit der Hoffnung, dass auch die Urlaubszeit "nicht dem behaupteten Hochdruck im Wege steht".

Noch Baustelle: die Kita Menschenskinder an der Fürstenwalder Straße. | Foto: Thomas Frey
Hier baut das Bezirksamt; Verzögerungen inklusive. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 550× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 838× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 815× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.193× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.