Friedrichshain-Kreuzberg. Im Bezirk unterhalten städtische Wohnungsbaugesellschaften 3836 Wohnungen, die mit Asbest belastet sein sollen.
Diese Zahl nennt der "Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund" (AMV) und bezieht sich auf Angaben des Senats zu einer schriftlichen Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Bündnis 90/Grüne). Asbest gilt als krebserregend. Es wurde vor allem zwischen 1950 und der Jahrtausendwende in vielen Wohnungen eingesetzt, etwa beim Verlegen von Bodenplatten oder als Brandschutz. Gesundheitsgefahren bestehen vor allem dann, wenn sich Fasern freisetzen und durch Einatmen in die Lunge gelangen.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung geht davon aus, dass sich im Bestand der kommunalen Wohnungsunternehmen in Berlin mehr als 50 000 Wohnungen mit Asbestverdacht befinden. Von den fast 4000 betroffenen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entfallen 2385 auf die Gewobag, 1134 gehören zur Degewo und 317 zur WBM. Keine Angaben gibt es allerdings dazu, wie viele private Gebäude ebenfalls dieses Problem haben.
Der AMV nahm die Ergebnisse zum Anlass für eine Online-Petition. Sie fordert ein Asbestregister, in dem alle Wohnungen mit belasteten Bauteilen verzeichnet werden. Auf dieser Grundlage seien sie danach systematisch zu sanieren. Die Petition kann unter www.openpetition.de/petition/online/schutz-vor-asbest-in-mietwohnungen abgerufen werden. Der Senat sei hier seit 20 Jahren nahezu untätig. Sein Ignorieren der Gefahrensituation müsse als verantwortungslos bezeichnet werden, sagt der AMV-Vorsitzende Uwe Piper. "Wir nehmen das Thema sehr ernst", informiert die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Bereits 2012 und 2013 seien Mieter von möglicherweise betroffenen Wohnungen darüber in Kenntnis gesetzt worden. Mieterwechsel würden für Untersuchungen und gegebenenfalls zum Ausbau von Asbest genutzt. Passiere das im Bestand, dann werde ein vorübergehender Umzug organisiert.
Nach eigenen Angaben hat die Gewobag zwischen 2013 und 2015 rund 34 Millionen Euro für die Asbestsanierung ausgegeben. Für die kommenden zehn Jahre sind weitere 97 Millionen Euro vorgesehen. tf
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