Unterricht bis hoch aufs Dach
Howoge legt Grundstein für modernes Heinrich-Hertz-Gymnasium
Es ist der erste Schulbau der Howoge im Bezirk: das neue Heinrich-Hertz-Gymnasium am Ostbahnhof. Dort kam jetzt die obligatorische Zeitkapsel in den Grundstein. Im Herbst 2026 wollen die Planer Eröffnung feiern.
Am Ostbahnhof wird für 784 Schulplätze gebuddelt. Dort, auf dem alten Parkplatz zwischen Lange und Münchberger Straße, entsteht gerade das neue Heinrich-Hertz-Gymnasium. Es ist die erste Schule, die die landeseigene Howoge im Zuge der Schulbauoffensive in Friedrichshain-Kreuzberg baut. Entsprechend voll war es zur Grundsteinlegung auf der Baustelle. Senatsverwaltung und Bezirksamt, Planer und Architekten, Schulteam und Schüler versenkten bei herbstlichem Juliwetter zusammen mit der Hochbaufirma den Grundstein im Fundament. Spätestens im Herbst 2026 sollen die Hertz-Gymnasiasten aus ihrem Altbau im Samariterviertel in den hochmodernen Neubau umziehen. Der hat dann vier statt drei Züge und Platz für 166 Schüler mehr.
Größtes Problem für die Planer war, auf dem nur etwa 6700 Quadratmeter großen Grundstück eine komplette Schule unterzubringen – mit Schulhof, Freizeitflächen, Zufahrten, Fahrradstellplätzen. Fast zwei Jahre lang wurde diskutiert, präsentiert, geplant und beteiligt. Heraus kamen eine Architektur und ein Konzept, die sich dem Standort und den jungen Forschern des MINT-Gymnasiums individuell angepasst haben. Nach dem Entwurf von AFF Architekten entsteht die neue Schule als Staffelbau. Ihre Keramikfassade erinnert an die elektromagnetische Welle von Heinrich Hertz. Hinein in die Schule kommen die Schüler von der Langen Straße aus über einen kleinen Vorplatz. Pergola und Zaunelemente trennen das Schulgrundstück von der Straße. Drinnen öffnet sich ein weitläufiges Foyer. Das kann als Mensa, Mehrzweck- und Musikbereich genutzt werden. Auch die Schulverwaltung sitzt künftig im Erdgeschoss nahe dem Haupteingang.
In den Obergeschossen finden die zehn Compartments Platz. Nach dem neuen Berliner Lernhauskonzept funktioniert ein Compartment wie eine kleine Schule in der großen Schule. Unterrichtsräume und ein Teambereich für die Lehrer gruppieren sich um ein zentrales Forum herum, das als gemeinschaftliche Lern- und Aufenthaltsfläche in den Pausen dient. Lange Flure und dunkle Ecken gibt es nicht mehr. Alles ist hell, offen und die Übergänge sind fließend. Vom Foyer aus führt eine zentrale Treppe hoch ins Herz des Hauses. Auf Wunsch der Schüler wird sie als Treffpunkt im täglichen Auf und Ab gestaltet. Wegen des beengten Grundstücks nutzt die Schule auch die Dächer mit. Als grüne Klassenzimmer zum Beispiel. Auch der Pausenhof ist multifunktionell angelegt, um keine Flächen zu verschwenden. „Eine weitere Besonderheit sind die Terrassen der Compartments“, erläuterte Jens Wadle, Leiter Schulbau bei der Howoge. Die könnten ebenfalls pädagogisch mit genutzt werden.
Die Zech Hochbau verbaut in der Schule Holz-Hybrid-Deckenelemente und CO₂-reduzierten Beton. „Gleichzeitig bereiten wir alles dafür vor, dass das Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Photovoltaikanlage nachgerüstet werden kann“, so Frank Thiesen. Ende dieses Jahres rechnet der Zech-Vorstand schon mit dem Richtfest. „Bis dahin werden wir hier 6000 Kubikmeter Beton und 1000 Tonnen Stahl verlegt haben.“
Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD) erinnerte an die vielen Hürden, die bis zum heutigen Termin überklettert werden mussten. „Bis Anfang 2017 war hier auf der Fläche gar kein Schulneubau geplant, sondern Wohnungen.“ Der Grund: Die Fläche galt als zu klein und schwierig. „Außerdem fehlte der Platz für die Sporthalle.“ Doch der Bezirk braucht dringend Schulplätze und holte das landeseigene Grundstück zurück ins Fachvermögen des Bezirksamtes. Für die Turnhalle ist inzwischen eine Lösung gefunden. Die baut der Bezirk als Sechs-Felder-Halle in der benachbarten Fredersdorfer Straße. Die Sporthalle dort wird abgerissen. Eine Schulleiterin hat das neue Gymnasium auch schon. Sie heißt Corinna Wesche, die Dank dafür sagte, dass bei der Planung alle mitreden durften, die zur Schule gehören, auch die Eltern. Vor allem aber sei die Meinung der Schülerschaft „immer respektiert“ worden.
Der Architekturwettbewerb für das neue Gymnasium fand 2021 statt. Damals schafften es fünf Berliner Planungs-teams in die zwei Runde. Am Ende entschied sich die Jury für den Entwurf der Berliner AFF Architekten. „Wir müssen uns nicht mehr vor anderen europäischen Städten verstecken“, sagte Bildungsstaatssekretär Torsten Kühne. Bei seinen Schulneubauten sei Berlin längst auf Augenhöhe mit Kopenhagen und Wien. Das schlägt sich auch in den Kosten nieder. Rund 60 Millionen Euro kostet der Neubau.
Für die Howoge ist es eine von sechs Schulen, die sie im Auftrag des Landes hochzieht. Die neue Doppelschule aus Integrierter Sekundarschule (ISS) und Gymnasium an der Allee der Kosmonauten in Lichtenberg ist bereits fertig. In der Schulstraße in Mitte und in Marzahn-Hellersdorf wird noch gebaut. Und nach den Entwürfen der AFF-Architekten entsteht auch die neue Gemeinschaftsschule Adlershof und die ISS an der Eisenacher Straße in Tempelhof.
Und was passiert mit dem alten Heinrich-Hertz-Gymnasium an der Rigaer Straße? Dort zieht nach der Sanierung die Temple-Grandin-Förderschule ein.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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