Unternehmer springt ein
Karlsruher kauft Corinthstraße 56

Nach Mieterprotesten hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg das Vorkaufsrecht für die Immobilie Corinthstraße 56 ausgeübt. Drittkäufer ist der Unternehmer und Union-Berlin-Investor Michael Kölmel aus Karlsruhe.

Das Mietshaus mit 31 Wohnungen und fünf Gewerbeeinheiten liegt im Milieuschutzgebiet „Stralauer Kiez“. Nach Angaben des Bezirksamtes war die Grundstückskäuferin nicht bereit, das Vorkaufsrecht über eine entsprechende Vereinbarung abzuwenden. Die Mieter hatten im Vorfeld rund 40 Wohnungsbaugenossenschaften und Stiftungen kontaktiert, um sie zum Kauf ihres Grundstücks zu motivieren. Auf den Karlsruher Unternehmer stießen die Mieter, als sie von seinem Kauf des Hauses am Strausberger Platz erfuhren.

Michael Kölmel, der unter anderem als Gründer des Filmverleihs Kinowelt, Besitzer der Verlags- und Buchhandelsfirma Zweitausendeins und Eigentümer des Leipziger Zentralstadions bekannt wurde, wirbt für sich als „Investor mit Herz“. Kölmel: „Wir sind Investoren, denen Menschlichkeit vor Rendite geht. Wir suchen auch noch Nachahmer und Mitmacher.“

Für die Mieter endet mit dem Vorkauf eine Zeit der Ungewissheit. „Die Zitterpartie nach herausfordernden Wochen und einem emotionalem Auf und Ab hat ein Ende“, sagt Tankred Friedrich aus der Corinthstraße 56. „Da der Erwerb über eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft nicht möglich war, haben wir Mieter großes Glück gehabt, dass dank Herrn Kölmel der Verkauf des Hauses an anonyme Spekulanten aus Steueroasen verhindert werden konnte.“ Das Bezirksamt wiederum betont, mit dem Unternehmer als Drittkäufer ein neues Modell aktiviert zu haben. „Das Bezirksamt zeigt, dass es handlungsfähig ist, selbst dann, wenn landeseigene Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften nicht zur Verfügung stehen“, so Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne). Der Erwerb einer Wohnimmobilie ohne die Absicht, mit dem Bezirk eine Abwendung zu unterzeichnen, sei in Friedrichshain-Kreuzberg ein risikoreiches Geschäft, „das ich niemandem empfehlen kann.“

Wie viel das Mietshaus den Unternehmer kostete, wurde nicht mitgeteilt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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