Alles paletti beim Schulessen? Checkliste prüft nicht nur die Qualität

Gabriela Schynol bei der Essensausgabe in der Lenau-Grundschule. | Foto: Frey
2Bilder
  • Gabriela Schynol bei der Essensausgabe in der Lenau-Grundschule.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain-Kreuzberg. Seelachs oder Tortellini steht an diesem Tag auf dem Speiseplan in der Mensa der Lenau-Grundschule in der Nostitzstraße. Den Kindern scheint es zu schmecken.

Das Essen sei gut, bestätigen einige der jungen Kunden. Auch ihre meist leeren Teller verweisen darauf. Und Gabriela Schynol, die im Auftrag des Caterers hier seit über einem Jahr die Mahlzeiten ausgibt, glaubt ebenfalls, dass die Geschmacksnerven der Schüler ganz gut getroffen werden. Einige seien zwar bei manchen Soßen und Beilagen etwas kritisch, meint sie. "Aber ich bestehe darauf, dass sie zumindest ein wenig davon probieren." Mit dem Erfolg, dass viele danach einen Nachschlag haben wollten.

Also alles paletti beim Schulessen? Wegen dessen Qualität hatte es gerade in Friedrichshain-Kreuzberg vor etwa zwei Jahren massive Klagen gegeben. Eltern und Lehrer fanden den Speisezettel wenig ausgeglichen und nicht auf der Höhe der Ernährungs- und Gesundheitsvorgaben. Anbieter verwiesen wiederum darauf, dass für die Summe, mit denen die öffentliche Hand jede Mahlzeit bezuschusst, nicht durchgehend ein Öko, Bio oder sonstwie korrektes Menü ausgegeben werden kann. Deshalb wurde zum einen der Zuschuss des Senats für jedes Gericht auf 3,25 Euro erhöht und andererseits Standards für ein gesundes Schulessen aufgestellt.

Seither sei das Essen besser geworden, findet auch Gökhan Akgün, Koordinator der Erzieher in der Lenau-Grundschule. Allerdings sieht er noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Er wünsche sich eine größere Abwechslung. Darüber hinaus habe es auch schon Probleme mit der Quantität gegeben. "Es wurden zu geringe Mengen angeliefert." Auch beim Thema, wie halte ich eine Mahlzeit auch über mehrere Stunden frisch, gebe es noch Nachholbedarf, meint Gökhan Akgün.

Genau das waren auch die Fragen, mit denen sich das Modellvorhaben "Qualitätssicherung der Schulverpflegung" beschäftigt hat. Bei diesem Projekt haben Mitarbeiter des Schulamtes mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Eltern sowie pädagogischen Teams an 16 Grundschulen im Bezirk nicht nur das Essen, sondern auch das Umfeld der Nahrungsaufnahme unter die Lupe genommen. Dabei entstand unter anderem ein Fragebogen, mit dessen Hilfe nun ein Mensa-Check möglich wird.

Denn neben der Verköstigung spielten auch andere Dinge eine Rolle, erklärte Dr. Elke Liesen bei der Präsentation der Ergebnisse. Etwa in welcher Form die Lebensmittel angeboten werden. Fotobeispiele, bei denen in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Mülleimer zu sehen war, sollten unterstreichen, wo es hier noch Defizite gibt.

Auch sollte den Schülern in der Regel rund eine Stunde Zeit eingeräumt werden, um ihr Essen einzunehmen. Häufig hätten sie dafür aber gerade mal 20 Minuten. Lehrer und Erzieher müssten ihrer Vorbildfunktion nachkommen und gemeinsam mit den Kindern den Mittagstisch aufsuchen. Das trage zu mehr Gemeinschaftsgefühl bei. Und zu einem höheren Stellenwert der Nahrungsaufnahme. Was ganz auf der Linie von Werner Munk lag. Der Direktor der Reinhardswald-Grundschule, der bei dem Projekt mitgemacht hatte, sieht den richtigen Umgang mit Essen auch als pädagogische Aufgabe.

Gökhan Akgün nimmt manche dieser Postulate dagegen eher zurückhaltend auf. "Schön und gut, dass wir die Kinder in die Mensa begleiten sollen. Nur bleibt bei manchmal bis zu drei Gruppen, die die Erzieher betreuen müssen, wenig Zeit für ein entspanntes Mittagessen." Mit dem erarbeiteten Katalog beschäftige sich aber natürlich auch seine Schule, sagt er. Eltern und Lehrer würden mit dessen Hilfe das Angebot und das Umfeld des Speiseplans unter die Lupe nehmen.

Auch was die Ausstattung betrifft. In den vergangenen Monaten habe der Bezirk mehr als 300.000 Euro für die Verbesserung der Schulküchen und in Lärmschutzmaßnahmen investiert, sagt Schulstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Solche Verbesserungen und überhaupt das Engagement des Schulamtes wurden von der Gesellschaft für Ernährung auch besonders hervorgehoben.

Bei manchen Details komme es dagegen immer noch zu Problemen, erzählt Gökhan Akgün. "Es gibt bei uns beispielsweise schon lange einen Streit darüber, wer für das Geschirr der Mensa verantwortlich ist. Der Caterer verweist auf das Schulamt und das wieder auf den Caterer."

Thomas Frey / tf
Gabriela Schynol bei der Essensausgabe in der Lenau-Grundschule. | Foto: Frey
Tortellini kommen bei den Kindern meistens an, weiß auch Gabriela Schynol. Und bei unbekannten Speisen besteht sie zumindest auf einen Geschmackstest. | Foto: Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.