Das Buch in Serie!
Brainspotting - Uwe Kraus - Roman! 4. Teil

Hier  gehts weiter:

Zack,
Mit einem Hackentrick,
Die Skulpturen.
Und die Schildkröte
Im Hof des Museums.
Sonst hätte ich erst gar nicht so mutig Fußball
gespielt. Ich kam ins Westpfalz-Klinikum und
das Bein sollte gespiegelt werden, doch sie spiegelten
zuerst das linke Bein, das falsche Bein.

»Jetzt und morgen werden Sie noch einmal in
Vollnarkose operiert.«

So eine Vollnarkose haut um. Zwei waren zuviel
für mich. Das wirkt alles zusammen, die Drogen
und die Spritzen.

Die erste Umnachtung kam schon im Krankenhaus.
Ich konnte nicht mehr schlafen und
las Schreckenstein-Kinderbücher. Das war vielleicht
auch ein Grund, weshalb alles in meinem
Leben experimenteller wurde. Die verdrehten
mir den Kopf, von »Allzeit fair und ehrlich sein«
zum Nichtrauchen und Nichttrinken. Zwei
Knackpunkte: wie ich mir auf den Helm schlage
als ich von Ratte wegfahre und dann die zwei
Vollnarkosen. Das sehe ich vor mir, wenn ich
zurückblicke.

Was ist alles drin in so einer Beam-Vollnarkose?
Kokain, Stechapfel, Alkaloide der Tollkirsche,
da muss man ja beknackt werden.

Andreas besuchte mich im Krankenhaus, ihn
hatte ich in der Oberstufe kennen gelernt nachdem
er von einer anderen Schule zu uns gewechselt
war. Und ich erinnere mich an sein
T-Shirt »Hits from the Bong«. Im Krankenhaus
rauchten wir gemütlich eine Sportzigarette. Bis
ich nicht mehr stehen konnte. Die Operationen
führten mich in die Schlaflosigkeit.

Versteht ihr mich?

Ich hatte geraucht, ich rauchte weiter. Aber was
ist das gegen eine Vollnarkose? Zwei Beamspritzen
an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Die
hauen um.

Auf die Karte für meine Eltern schrieb ich:

»Osmose ist eine Diffusion durch eine semipermeable
Membran.«

Macht sich bemerkbar nach zehn Bier. Dann
kam also mein Vater nach Xanten und verkündete
die Apokalypse. Das war die höchste, reinste
Wahrheit. Ich gab mir wirklich Mühe dabei,
die perfekte Psychose hervorzurufen.

Dann wird alles verklebter. Je weiter der Sommer
1996 wirkte, umso tiefer begann das Projekt
Schizophrenie. »Immer bis in die Hallus!«,
rief Andi. Auch Schlafi sagte das. Gut, die wurden
dann aber nicht mit einem verstrahlten
Gehirn wiedergeboren. Apokalypse heißt Wahrheit,
heißt Dementia Praecox.

Von der Zigarette zu Dolomo
Illness

Da kommt die Psychose gekrochen. Vom ersten
unberührten Kiffen bis zum Ausflug nach Xanten.

Letzte Arbeiten in der Schule: zehn Punkte für
eine Gedichtinterpretation zu Trakl, zwölf Punkte
in Latein. Alles sah nach einer Zukunft aus.
Doch im Sommer 1996 schaltete mein Großhirn
kurz, überfrachtet. Weil ich Wochenlang
an Krücken lief, wollte ich die Kifferei und den
Konsum verdoppeln, verdreifachen, ich wollte
mein Leben genießen, in vollen Zügen. Von
wegen 70 fette Jahre, mir bleibt nicht mal ein
einziges. Gott, du hast mich verwechselt, das
denke ich heute noch manchmal. Ich wurde
misstrauisch, glaubte, die Leute würden mich
bescheißen, beklauen. Eine erste Paranoia, die
zum Größenwahn wuchs.

Ich hatte mich übernommen: nachts taghellwach
und abends die Beruhigungsbong! Bis zum
Kotzen oder bis zum Nervenzusammenbruch.

In der 10. Klasse hatte ich noch nicht gewusst,
was ein Dreiblatt war. Wie man sowas baut?
Heute kann ich das nicht mehr. Ich begann,
meine Träume zu veräthern.

Mein Freund Schlafi , baute selbst Gras an und
vertickte es dann. Ich hatte weiter uneingeschränkte
Möglichkeiten zu rauchen, zu pofen
und die Bong zu putzen. Ich wurde unkonzentriert
und faselte von »Demnächst in diesem
Theater.« Ich ging unter.

Der Unknown Soldier, der aus mir wurde, der die
wahnsinnigsten Dinge verdrehen konnte, war
ich schon ohne die Märklineisenbahn, die ich
mitten in der Nacht aufbaute. Ohne den Roller,
der mir nachts geliehen wurde.

Uwe Kraus 2009/2010 veröffentlicht bei BoD für 5.- € oder für 2,99.- €

Autor:

Uwe Kraus aus Friedrichshain

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