Wann hebt sich der Vorhang wieder?
Das Kriminaltheater und sein verhageltes Jubiläum

Thriller aller Genres bietet das Kriminaltheater. Hier eine Szene aus "Die Vögel".  | Foto: Herbert Schulze
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  • Thriller aller Genres bietet das Kriminaltheater. Hier eine Szene aus "Die Vögel".
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Die Absage kam ziemlich spät, erst einen Tag vor dem angesetzten Pressetermin. Dort sollte die neue Inszenierung "Die acht Millionäre" präsentiert werden, die Jubiläumsaufführung zum 20. Geburtstag. Die Premiere war für 27. März geplant.

Die Feiern im Berliner Kriminaltheater fallen aber erst einmal flach. Sie sind "verschoben", wie Sprecher Dennis Schönwetter mehrfach betont. Corona verhagelte das Jubiläum.

Am 14. März stand als letztes Stück vor der virusbedingten Unterbrechung "Passagier 23" auf dem Spielplan. 170 Besucher seien an diesem Abend in dem rund 200 Personen fassenden Saal gewesen, stellt Schönwetter heraus. Performance, Atmosphäre, alles wie immer. Auch wenn den meisten im Publikum klar war, dass wahrscheinlich erst einmal der Vorhang fällt, wenn sie von Bord gegangen sind. Ebenso wie inzwischen in allen Spielstätten. Und niemand weiß gerade, wie lange es dauert, bis er sich wieder hebt.

Dennis Schönwetter will keinen Pessimismus verbreiten. Die Gesundheit der Gäste und des Ensembles hätten absolute Priorität, macht auch er deutlich. Vorgaben, in diesem Fall vor allem von der Senatsverwaltung für Kultur, seien einzuhalten. Aber natürlich bedeutet der coronabedingte Ausfall einen ziemlichen Einschnitt mit vielen Unwägbarkeiten.

Beim Berliner Kriminaltheater handelt es sich um ein Privattheater. Es befindet sich, wie die meisten Bühnen in Friedrichshain-Kreuzberg, nicht im weichen Bett staatlicher Subventionen. Der Spielbetrieb muss sich rechnen. Von den normalerweise drei Premieren, die während einer Saison auf die Bühne gebracht werden, müssten mindestens zwei "sitzen", also auf entsprechendes Publikumsinteresse stoßen. So lautet die Vorgabe von Theaterchef Wolfgang Rumpf. Ansonsten könnte es eng werden.

Virus bedroht Existenz der privaten Spielstätte

Wolfgang Rumpf und Wolfgang Seppelt haben das Kriminaltheater vor 20 Jahren gegründet. Seit 2003 befindet es sich im alten Umspannwerk Ost in der Paliadenstraße 48. Während dieser Zeit gab es Höhen und Tiefen, doch mittlerweile hat das Theater einen festen Platz im Repertoire der Berliner Spielstätten. Auch durch das Alleinstellungsmerkmal. So ziemlich alle Sparten des Krimi-Genres sind dort zu sehen, von Edgar-Wallace- und Agatha-Christie-Klassikern bis zu den aktuellen Werken von Sebastian Fitzek.

Einheimische, ebenso wie Berlin-Touristen gehören zu den Besuchern. Dazu kommen Gastspiele. Bis Mitte März waren Aufführungen von "Arsen und Spitzenhäubchen" sowie "Fisch zu Viert" auf Tournee. Danach ging auch hier wegen Corona nichts mehr.

Das durch das Virus verursachte Loch in der Kasse beziffert Dennis Schönwetter grob auf rund 150 000 Euro. Dabei sei zunächst nur eingepreist, dass die Vorstellungspause wirklich Mitte April ende. Schon das sei nicht einfach. Dauere das Spielverbot noch länger, werde es richtig schwierig, im Klartext wohl existenziell.

Auch deshalb spielt das Wort "verschoben" so eine wichtige Rolle. Was aktuell geplant war, soll nachgeholt werden. Wer Karten für eine Aufführung in den kommenden Wochen hat, erhält einen Gutschein für einen späteren Termin. Die Betroffenen würden das größtenteils akzeptieren, manche nicht einmal diesen Ersatz haben wollen, sagt der Sprecher. Trotzdem bleibt natürlich: Durch diese weiter gültigen Tickets können andere nicht verkauft werden. Das gilt auch für den ersten und die folgenden Auftritte der "Acht Millionäre". Vielleicht, überlegt Dennis Schönwetter, werde die verspätete Premiere mit einer Benefizveranstaltung verknüpft.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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