Zwischen absurd und Abgrund
"Der Tatortreiniger" im Kriminaltheater
Heiko "Schotty" Schotte hat einen normalen und gleichzeitig ungewöhnlichen Beruf. Er arbeitet eigentlich als Reinigungskraft, dort aber mit einem Spezialgebiet.
Nämlich dem Putzen von Tatorten, an denen zuvor Menschen ums Leben gebracht wurden. Wenn die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat, putzt er alles weg, was noch an das Verbrechen erinnert.
Schottys Abenteuer und Erlebnisse waren in den vergangenen Jahren in insgesamt 31 Folgen der Fernsehserie "Der Tatortreiniger" zu sehen. Drei davon hat Kriminaltheater-Chef und Regisseur Wolfgang Rumpf jetzt für seine Inszenierung im Haus an der Palisadenstraße ausgesucht.
Sie fällt gegenüber den sonstigen Aufführungen im Kriminaltheater etwas aus dem Rahmen. Denn normalerweise geht es dort, wenn auch in Variationen, um die Klassiker des Genres. Also eine Leiche, wohl ermordet, Ermittlungen, Überführen des Täters. Gerne mit der einen oder anderen überraschenden Wendung.
Beim "Tatortreiniger" sind die Toten dagegen vor allem der Ausgangspunkt für häufig ganz andere Geschichten. Oder eine spezielle Sichtweise. Schotty hat mit der Aufklärung eigentlich nichts zu tun. Wird allerdings nicht selten unfreiwillig damit konfrontiert. Denn während seiner Tätigkeit am Tatort trifft er auf unterschiedliche Menschen. Sie hatten in der Regel einen mehr oder weniger engen Bezug zu den Verblichenen, manchmal sogar zu seinem Ableben. Eine Konstellation, die für eine besondere Interaktion sorgt.
Sie machte bereits das Fernsehformat außergewöhnlich und davon lebt auch das Theaterstück. Etwa, wenn eine Prostituierte auftaucht, die dem Ermordeten zuvor als "Urlaubsvertretung" zu Diensten war und jetzt dem Tatortreiniger Kenntnisse ihres Gewerbes in Theorie und Praxis vermitteln will. Die Begegnung mit dem Ehemann, der die Gattin bestialisch ermordet hat, wird zu einer ganz eigenen Ermittlung persönlicher Abgründe. Ebenso wie der Auftrag bei einer alten betuchten Dame, in deren Haus ein Einbrecher seinen geplanten Beutezug mit dem Ableben bezahlte.
Daraus entstehen Dialoge zwischen Analyse und absurd. Wahnwitzige Motive, Variationen von Täter- und Opferrollen und das alles unterlegt mit witzigen, skurrilen Szenen.
Das alles sind Vorlagen, die professionelle Schauspieler nur zu gerne annehmen. Das gilt auch hier und nicht nur für Oliver Gabbert, der den Titelhelden verkörpert. Auch manche Gags der Inszenierung verfehlen ihre Wirkung nicht.
Auszumachen war das alles vor allem an der Reaktion des Publikums. Von dort kam nicht nur häufiges Lachen, sondern auch einige mehr oder weniger lautstark geäußerte Kommentare. "Genauso ist es", entfuhr es beispielsweise einem Herren während einer Episode. Mag sein, dass er das ironisch meinte. Vielleicht konnte er sich aber auch ganz besonders in das gerade behandelte Geschehen hineinversetzen..
Berliner Kriminaltheater, Palisadenstraße 48. Weitere Aufführungen gibt es unter anderem vom 10. bis 12., 18 und 19. Oktober. Beginn 20, Sonnabend außerdem auch um 16 Uhr. Kartenpreis. ab 19 Euro. Tickethotline ¿47 99 74 88; www.kriminaltheater.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.