Gedicht der Woche
Eselsfürth
Hier, liebe Leute, komme ich her. Es ist ein kleiner Anhang von Kaiserslautern, die Eselsfürth. Mit diesem Gedicht nahm ich 2003 am Leonce und Lena Wettbewerb teil. Ich kam nicht in die Auswahlliste. Eingeladen wurde ich, konnte aber nicht hnfahren. Der Preis ist hochdotiert. Damals waren Oskar Pastior und Thomas Kling zugegen! Dieses Gedicht befasst sich mit dem Weggehen, der Einsamkeit und der Sehnsucht und dem Loslassen. Hier ist es schön. Aber viele Menschen verlassen Lautern, da sie zb nicht an eine TU wollen, sondern geisteswissenschaftlich orientiert sind. Ich hab das Problem, fest zu sein, wie ein Stein. Ich traue mich nicht weg. Diese Heimat, diese 100.000 Menschen in Kaiserslautern, die brauch ich. Ich wünsch Euch einen schönen Sonntag...
Eselsfürth
1.
gegessen die tränen im meer versunken die stadt
in schilf gebrochen der see durch formen des weilers/
hier unten liegt atlantis im see sagte der fischer
den ich sah im waldsee den hechten zu angeln.
ich stieg hinab in schächte in gräber des sees doch was blieb war der trübe himmel über dem tang.
ich spielte auf der insel des sees grub nach gold im schlamm und forschte mich in den wald hinein auf denen der drachenfelskopf schimmerte im morgenschein.
im wald spielten wir sangen und spazierten über den klippen
im wald horchten wir den vögeln den klang nach freiheit ab
wir pfiffen und spielten bis die glocke erschallte
und das abendbrot auf dem tisch wartete/
es war sommer es war herrlich kind zu sein unschuldig und frei die formen der weiler zu bestöbern mit klingelnden fahrrädern den nachbarn den nerv zu beseelen/
wir sind jung geblieben/wir sind/wir waren da nach atlantis zu forschen wir waren/ich blieb als letzter indianer und immer noch lausche ich ohne kriegsbeil dem rauschen der felsen dem ruf des morgens dem schall der nacht/
ich blieb hier in zonen meiner heimat am weiler und sie sind gegangen/fort in andere städte um zu spielen und lauschen den winden von süden so sitze ich noch immer und warte bis die glocken litten über dem land meiner heimat und esse die tränen meiner kindheit im wald ...
2.
ich aß den sand der tränen und goss die phantasie in die steine
ich spielte im land meiner träume und suche immer noch atlantis im see
wo bist du
rief ich den see hinab ins geröll der felsen
in den baum ohne ast.
ich lief wie quijote durch die weiden und grüßte die mühlen doch fand ich ihn nicht den wind.
ich war überzeugt von geheimnissen die in mir drinnen nach außen liegend verborgen zu schimmern den mondschein im tal –
ich sah den frühling ich sah den herbst
ich sah dich sommerkind im winter verrauschen in licht und fallen die blätter.
ich lief wie quijote in den kampf:
und brüllte in die wege des bachs die arme der stauden ich war hier geborgen: bin ich kind in dir zeit verloren denk ich zurück an den ort an dem ich entsprang:
ich aß die tränen in luft und zirkulierte mit drachen in lüften.
du bist da/heimat:
soll ich gehen und grüßen dich nicht mehr?
soll ich gehen in die stadt zu heulen in autobussen und singen auf dächern
wo ich doch bei dir bin in deinen schlanken linien begrenzt von himmel und ferne begrenzt von bächen/
ich suche atlantis im staub des wassers immer noch
und spiele den don in der fabel:
du indianer kennst mich recht.
ich kenne dich don wie du die luft singst so bin ich bei dir im nachmittag und auch in der nacht zu fühlen das land gegerbt,
das atlantis/der spiegel im see/das ist atlantis!
Uwe Kraus 2002
Mehr hier: https://www.literatpro.de/gedicht/100819/eselsfuerth
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