"Kapelle99" ist jetzt kommunal
Friedrichshain hat einen neuen Kulturort

Neue Bühne für den Kiez: Clara Herrmann (Mitte) mit Anne Maase und Maik Walter.  | Foto:  Ulrike Kiefert
3Bilder
  • Neue Bühne für den Kiez: Clara Herrmann (Mitte) mit Anne Maase und Maik Walter.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Mit der „Kapelle99“ hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg einen eigenen neuen Kulturort. Volkshochschule und Musikschule experimentieren dort schon. Weitere kulturelle Nutzungen aus und für den Kiez sind geplant.

Gebetet wird an diesem Ort schon lange nicht mehr. Dort wünscht man sich höchstens „Hals und Beinbruch“. In der „Kapelle99“ wird Theater gespielt. Schon wieder muss man sagen. Denn das altehrwürdige Haus an der Boxhagener Straße bleibt Kulturort, ist nur jetzt ein öffentlicher und kein privater mehr. Der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte hat die Kapelle vergangenes Jahr an das Bezirksamt vermietet. Volkshochschule und Musikschule probieren sich dort schon aus. Und das Amt für Weiterbildung und Kultur entwickelt seither ein breites Angebot weiter.

Das sei auch bitter nötig, ist man sich im Rathaus einig. Denn: „In Berlin werden Orte für nicht-kommerzielle kulturelle Aktivitäten immer rarer“, sagt Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Das gelte für den Innenstadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg ganz besonders. Gleichzeitig steige in der wachsenden Stadt der Bedarf an wohnortnahen, nicht-kommerziellen kulturellen Angeboten, so Herrmann weiter. Daher freue es sie, „dass wir mit der ‚Kapelle99‘ einen Ort schaffen konnten, an dem die Menschen im Bezirk vielfältige Kultur- und Weiterbildungsangebote nutzen können“. Anne Maase sieht das genauso. „Dieser wichtige Kulturort wäre für den Kiez verlorengegangen“, sagt die stellvertretende Leiterin des Amtes für Weiterbildung und Kultur. Jetzt baue man ihn „Stück für Stück wieder auf“.

Die "Kapelle99" ist jetzt kommunaler Kulturort.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Die "Kapelle99" ist jetzt kommunaler Kulturort.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Die Volkshochschule (VHS) ist seit Juni drin. „Ein halbes Jahr lang haben wir alles hergerichtet, experimentiert und ausprobiert“, informiert VHS-Direktor Maik Walter. Verschiedene Theaterkurse, aber auch freie Gruppen nutzen die Bühne mit 100 Zuschauerplätzen oben im Hauptraum der Kapelle für Proben und Aufführungen. Zeichenkurse, der Gospelkurs und ein Elternkurs treffen sich ebenfalls in der Kapelle. In den Kellerräumen spielen seit September ein Mal im Monat professionelle Musiker und Musikerinnen der Berliner Jazz- und Popszene sowie Schüler der Musikschule im Rahmen ihrer studienvorbereitenden Ausbildung. Und Musikschullehrer geben dort unten Schlagzeugunterricht. Die Nachfrage nach Proberäumen ist bekanntlich groß. Nachwuchsmusiker und Theatergruppen suchen, und bei vielen Kursen der VHS und Musikschule sind die Wartelisten lang. Auch die Geschichtswerkstatt interessiert sich für den neuen kommunalen Kulturort. Es könnte auch mehr Konzerte geben, und freies Theater. Oder einen Nachbarschaftschor, der bei ordentlicher Akustik regelmäßig trällert. Anne Maase und ihr Team haben viele Ideen. „Die Stimme ist das Instrument des Jahres 2025.“ Der Chor würde also gut passen. So ab März soll es eine öffentliche Ausschreibung geben. Das Bezirksamt will die Räume für eine geringe Pauschale an Kulturschaffende vermieten. Damit die Kapelle zu einem „niedrigschwelligen, partizipativen und nicht-kommerziellen Kultur- und Theaterort“ wird.

Schlagzeugunterricht in der alten "Knochenbox".  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Schlagzeugunterricht in der alten "Knochenbox".
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Im Friedrichshainer Südkiez ist die „Kapelle99“ ziemlich bekannt. Sie ist eines der ältesten Gebäude im Kiez und markiert seit 1879 den Eingang zum Georgen-Parochial-Friedhof IV an der Boxhagener Straße 99. Gottesdienste für Verstorbene gab es dort bis etwa 1993. Später zog der „Knochenbox“-Club in den Keller, wo einst die Särge standen, und rockte dort bis zum Sommer 2015. Danach wurde die Kapelle saniert und ab Oktober 2018 als Spielstätte für Theater und Performance neu eröffnet. Zuletzt spielte dort ein freies Kindertheater. Nach dessen Auszug suchte der Friedhofsverband nach einem neuen Mieter. Auch ein Yogastudio hatte Interesse an der Friedhofskapelle.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.607× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.280× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.913× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.289× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.182× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.