Kreuzberger drehen Dokumentation über East Side Gallery

Im Sommer 2014 gab es eine Putzaktion. Auch sie wurde im Film festgehalten. | Foto: Copyright: Karin Kaper GbR
  • Im Sommer 2014 gab es eine Putzaktion. Auch sie wurde im Film festgehalten.
  • Foto: Copyright: Karin Kaper GbR
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Künstler bemalen ein Stück der Berliner Mauer. Ihre Bilder gehen um die Welt und ziehen massenweise Touristen an. Viele Besucher belassen es aber nicht nur beim Betrachten. Und auch sonst droht dem besonderen Bauwerk manches Ungemach.

Das ist, kurz zusammengefasst, die bisherige Geschichte der East Side Gallery. Etwas ausführlicher wird sie jetzt in einem zweistündigen Dokumentarfilm gezeigt, der am 8. Januar in mehreren Kinos anläuft.

Gedreht haben ihn die beiden Kreuzberger Filmemacher Karin Kaper und Dirk Szuszies. Ihr Werk ist gleichzeitig eine Art Jubiläumsgeschenk. Denn Anfang 1990, also vor 25 Jahren, haben Maler aus aller Welt dieses Teilstück am ehemaligen Todesstreifen für ihre Zwecke okkupiert.

Für Kaper und Szusties rückte die Kunstmeile allerdings erst knapp zwei Jahrzehnte später wirklich in ihr Blickfeld. Im Jahr 2009 wurde die East Side Gallery umfassend saniert und die meisten Bilder neu aufgetragen. Das mehrwöchige Spektakel weckte ihr Interesse. Seither beobachteten sie das Treiben entlang des 1,2 Kilometer langen Betonwalls regelmäßig mit ihrer Kamera. Künstler, allen voran Kani Alavi, die treibende Kraft des Vereins East Side Gallery, kommen ebenso zu Wort, wie Reisende aus aller Welt, für die ein Abstecher an die Mühlenstraße zum Pflichtprogramm einer Berlinvisite gehört.

Es geht um wirkliches Interesse an einem einmaligen Freiluft-Gemäldeensemble, um ein typisches Berlinmotiv, aber auch um Grenzüberschreitungen an diesem ehemaligen Grenzort, ausgedrückt durch Kritzeleien auf den Bildern. Um Klagen über den Zerfall und das Durchlöchern eines historischen Monuments, ausgedrückt durch die Neubauten entlang der Mauer. Dagegen regte sich 2013 massiver Protest, der aber inzwischen weitgehend abgeebbt ist. Das alles wird im Film noch angereichert mit historischem Material aus den Anfangstagen der East Side Gallery.

So entstand ein Werk, dass die Ambivalenz Berlins zu diesem besonderen Monument ganz gut ausdrückt. Das unterschiedlich wahrgenommen wird und bei dem bis heute nicht so recht geklärt ist, wofür es eigentlich stehen soll. Ein Erinnerungsort, der in einem besonderen Moment der Geschichte konserviert und gleichzeitig verfremdet wurde? Ein Treffpunkt für zumeist internationales Publikum, was von vielen Einheimischen eher als Ballermannisierung beklagt wird? Ein Beispiel für den noch immer häufig schwierigen Umgang der Stadt mit ihrem Erbe aus der Zeit der Teilung? Und auch um die Frage, welche nachhaltige und schützenswerte Bedeutung diese Kunst im öffentlichen Raum haben sollte? Dazu passen auch die weiter anhaltenden Debatten um die Übernahme der East Side Gallery in die Stiftung Berliner Mauer und ihre Finanzierung.

Die Dokumentation beantwortet diese Fragen nicht, sondern wirft sie nur auf. Es sei auch nicht darum gegangen, für eine Interessengruppe Partei zu ergreifen, sagen die Macher. Eher um eine Hommage an einen außergewöhnlichen Ort.

Der Film "Berlin - East Side Gallery" läuft ab 8. Januar unter anderem im Kino Moviemento, Kottbusser Damm 22 oder im Ladenkino, Gärtnerstraße 19. Weitere Informationen gibt es auch unter: www.berlineastsidegalleryfilm.de.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 228× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 194× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 577× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.169× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.