Spiel, Satz und ...? Revanche in zwei Akten im Kriminaltheater
Friedrichshain. Zum Repertoire des Berliner Kriminaltheaters gehören Mord(s)komödien ebenso wie manche Psychostücke. „Revanche – Ein Mord für zwei“, die aktuelle Produktion, ist der zweiten Kategorie zuzurechnen.
Das Werk des britischen Autors Anthony Shaffer (1926-2001) stammt bereits aus dem Jahr 1971. Ein Jahr später wurde es mit Laurence Olivier und Michael Caine in den Hauptrollen verfilmt. Die Kriminaltheater-Inszenierung von Hausdirektor Wolfgang Rumpf verlegt den Rahmen in die Jetztzeit. Was schon daran zu sehen ist, dass ein Handy auftaucht. Der Inhalt ist dagegen zeitlos und die Ausgangslage fast klassisch. Einem erfolgreichen Kriminalschriftsteller ist die Frau weggelaufen. Ihr neuer Geliebter ist ein arbeitsloser Schauspieler.
Beide Herren treffen aufeinander, und daraus entwickelt sich ein Verwirrreigen einschließlich Pistoleneinsatz. Sie ringen außer mit der Waffe aber vor allem mit Worten. Was ist dabei noch Spiel, was Ernst, wer ist über- und wer unterlegen? Das sind die Zutaten für verschiedene Wendungen. „Ich bin der Regisseur, Sie der Schauspieler“, sagt der gehörnte Autor an einer Stelle. Ob das bis zum Ende gilt, ist die spannende Frage.
„Revanche“ lebt vor allem vom Agieren der beiden Hauptakteure. Silvio Hildebrandt gibt den alternden, reichen, von sich und seinem Plan zunächst völlig überzeugten Kriminalstückeschreiber in all seinen widersprüchlichen Facetten. Sebastian Freigang als Darsteller, der groß herauskommen will, muss ebenfalls eine breite Charakterklaviatur bedienen – von devot bis überheblich. Beider Scharmützel wird zu einer Art Tennismatch ohne Schläger. Spiel, Satz und ... ja, wer hat am Ende gewonnen?
Der „Mord für zwei“ ist, trotz manch eingestreuter Frivolitäten, kein leicht verdaulicher Krimi-Schenkelklopfer, sondern eher eine Revue menschlicher Abgründe – mit einem ganz besonderen Bonbon zum Schluss. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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