Wie Computerspiele die Privathaushalte eroberten
Unter dem Titel "Aufschlag Games" wird gezeigt, wie Computerspiele in unser Leben traten und sich einen immer größeren Platz in unseren vier Wänden eroberten. Dargestellt wird das anhand typischer Zimmereinrichtungen von den 1970er- bis 90er-Jahren. Also aus der Urzeit der digitalen Welt.
Als vor etwa 40 Jahren die ersten Heimvideospiele auf den Markt kamen, waren sie zunächst nur etwas für absolute Freaks. Und selbst bei ihnen spielte die Konsole noch keinegroße Rolle in der Wohnzimmereinrichtung. Dort musste das Gerät aber schon deshalb aufgebaut werden, weil sich in diesem Raum normalerweise der Fernseher befand. Und über ihn liefen die "Telespiele".
Das änderte sich einige Jahre später mit dem ersten Heimcomputer. Damit wurden interaktive Games für weitaus mehr Menschen attraktiv. Gleichzeitig verschwanden sie in den Hobby- oder Arbeitsraum.
Verstärkt wurde diese Tendenz in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre durch den Siegeszug der Nintendo-Spiele. Hier gerieten verstärkt Kinder und Jugendliche als Zielgruppe in den Blickpunkt. Ein Kinderzimmer, bereits zeitgemäß digital aufgerüstet, steht für diese Epoche.
Spätestens jetzt wurde, wenn auch zunächst zaghaft, das Ende des gemeinsamen Familienabends vor dem TV-Gerät eingeläutet. Das Individuum, das sich allein vor einem Rechner beschäftigte, hielt Einzug. Eine gesellschaftliche Veränderung, die spätestens mit der Einführung des Internets ab Mitte der 90er-Jahre unumkehrbar wurde.
Trotzdem kehrt die Ausstellung zu dieser Zeit noch einmal ins Wohnzimmer zurück. Die CD-Rom ermöglichte inzwischen ein weitaus größeres Speichern von Daten. Filmsequenzen und Soundtracks können Teil der Spiele werden. Das technische Equipment dafür bekam deshalb meist Platz im größten Raum der Wohnung. Gegenüber den heutigen Möglichkeiten war das alles immer noch Steinzeit. Aber schon der Vergleich zur Einrichtung etwa 20 Jahre zuvor zeigt, was sich verändert hat. Der Computer ist nicht nur Beiwerk, sondern zu einem wichtigen Teil des Mobilars geworden.
Schon deshalb ist die Ausstellung eine digitale Zeitreise. Und nebenbei zeigt sie auch gesellschaftliche Veränderungen. Nicht nur, was das Verhalten der Nutzer anbelangt, sondern auch in der Ausstattung der Wohnungen. Wo sich einst Bücher im Regal befanden, dominieren später Disketten. Und der Aschenbecher neben dem Rechner gilt heute als unschicklich.
Anzumerken ist allerdings noch, dass hier vor allem die Game-Geschichte der alten Bundesrepublik rekapituliert wird. In der DDR folgte der Einstieg als weit verbreitetes Phänomen erst nach der Wiedervereinigung. Gemessen an dem, wie sehr sich die interaktive Welt im letzten Vierteljahrhundert weiterentwickelt hat, ist das aber nur eine Fußnote.
Wer heute jung ist und sich in wenigen Momenten jedes Spiel herunterladen kann, weiß nichts mehr von den Kindertagen der Computerspiele. Hier hat er die Möglichkeit, mehr darüber zu erfahren.
Das Computerspielemuseum, an der Karl-Marx-Allee 93a, ist täglich außer Dienstag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt fünf Euro.
Alle Termine, Eintrittspreise und weitere Infos unter www.gamefest.berlin. Informationen auch unter www.computerspielemuseum.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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