"Die Mitarbeiter sind besser als ihr Ruf": Axel Koller wird neuer Chef der Verkehrslenkung Berlin
Friedrichshain-Kreuzberg. Die Verkehrslenkung Berlin (VLB) ist wahrscheinlich die Verwaltung, um die es den meisten Ärger in der Stadt gibt: Unkoordinierte Baustellen, gesperrte Straßenzüge, ohne dass sich dort etwas tut, sind zwei Beispiele, die zu diesem Ruf beigetragen haben.
Lange Zeit wurde das Amt kommissarisch geleitet. Zumindest das ändert sich am 15. August. Neuer Chef wird Axel Koller. Der 55-Jährige war bisher Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes in Friedrichshain-Kreuzberg. Berliner-Woche-Reporter Thomas Frey sprach mit ihm über seinen Wechsel und darüber, was er bei der Verkehrslenkung ändern möchte.
Warum haben Sie sich für diese Aufgabe beworben?
Axel Koller: Weil sie mich reizt. Ich bekomme die Möglichkeit, noch einmal etwas Neues zu machen und freue mich darauf. Die Verkehrslenkung und vor allem ihre Mitarbeiter sind weitaus besser als ihr Ruf.
Trotzdem war sie gerade auch in Friedrichshain-Kreuzberg immer wieder Kritik ausgesetzt.
Axel Koller: Das stimmt, wobei ich mich da immer zurückgehalten habe. Schon deshalb, weil sich mancher Ärger einfach nicht verhindern lässt. Und manchmal musste man sich auch an die eigene Nase fassen. Nicht immer ist die Verkehrslenkung verantwortlich, sondern es sind auch die Bezirke. Seitdem wir im Bezirk Baustellen gelegentlich selbst angeordnet haben, wissen wir, dass die Qualität der Anträge, die uns Firmen einreichen, nicht immer ausreichend ist. Das verzögert den Baubeginn ebenfalls. Trotzdem denken alle, es liegt an der VLB.
Aber es gibt dort Probleme, etwa zu wenig Personal. Wie wollen Sie die angehen?
Axel Koller: Zuerst werde ich mich informieren, wo die Mitarbeiter die Probleme sehen. Nur von außen betrachtend geht das nämlich nicht. Ein zentrales Thema ist sicher die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und den Kooperationspartnern. Es lohnt sich sicher auch, einen Blick auf die Vorgaben zu werfen. Ich habe hier zwei Ausführungsbestimmungen für die sichere Einrichtung von Baustellen im öffentlichen Straßenland. Eine stammt aus dem Jahr 1977 und ist eine Art Broschüre. Die andere ist von 2014 und hat den Umfang eines dicken Buchs. Zusammen mit den Beschäftigten gilt es zu prüfen, was buchstabengetreu erledigt werden muss und wo es vielleicht Spielräume gibt, die wir nutzen können.
Und wir müssen der Öffentlichkeit erklären, warum wir wie vorgehen. Dass Straßen irgendwann mal repariert werden müssen, versteht jeder. Wichtig ist aber, dass das rechtzeitig bekannt wird, etwa so wie jetzt bei der Rudolf-Wissell-Brücke.
Welche Erfahrungen aus Friedrichshain-Kreuzberg werden Ihnen dabei nutzen?
Axel Koller: Genau diese frühzeitige Information und die Phantasie für neue Wege. Für das Parkkonzept zum Görli gab es auch keine Blaupause, nirgends. Aber wir probieren das Handlungskonzept jetzt trotzdem aus. Oder das Brunnen-Pilotprojekt mit den Wasserbetrieben. Da kann es diesen Sommer vielleicht noch passieren, dass ein Brunnen nicht ständig läuft. Aber wenn in den kommenden Jahren auch die anderen Bezirke diese Kooperation eingehen, sind wir schon einige Schritte weiter. Und ganz wichtig: Wie in jedem Fachamt, in dem ich bisher gearbeitet habe, sind auch in Friedrichshain-Kreuzberg kompetente und fachlich hoch qualifizierte Beschäftigte am Werk. Meine Aufgabe als Leiter einer Behörde sehe ich darin, mit diesem Wissen den größtmöglichen Nutzen für alle Beteiligten zu erzielen. Dazu muss ich, wie in meinem Fall, auch kein ausgebildeter Ingenieur sein. Ich war bisher leitend im Straßen- und Grünflächenamt, davor im Ordnungs- und Jugendamt tätig. Und künftig bei der VLB.
Als ich vor sechs Jahren nach Friedrichshain-Kreuzberg kam, habe ich zunächst viele Fragen gestellt. Die Kollegen merkten schnell, dass ich ihre Ideen und Antworten ernst nehme. Ich glaube, auch das hat zur Motivation und zu kreativen Lösungsideen beigetragen.
Welche "Baustellen" im Bezirk hätten Sie noch gerne erledigt?
Axel Koller: Zum Beispiel die Umbauten an der East Side Gallery. Bis dort wirklich der Gehweg verbreitert und das Schutzgeländer angebracht wird, dauert es länger als ursprünglich erhofft. Solche Verzögerungen gibt es leider immer wieder. Auch wenn man selbst alles vorbereitet hat, hakt es dann anderer Stelle. Das zu erklären, ist nicht immer einfach.
Wann würden Sie sagen, die Verkehrslenkung ist auf einem guten Weg?
Axel Koller: Wenn über die VLB gar nicht mehr oder nur noch lobend gesprochen wird. Auch wenn mir vollkommen klar ist, dass das noch etwas dauern kann.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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