Gedenktafel für Siegfried Hirschmann
Erinnerung an den ehemaligen Besitzer des Freudenberg-Areals

Einweihung der Gedenktafel. Von links: Innensenator Andreas Geisel (SPD), Jürgen Leibfried, Chef des Investors Bauwert AG, Tomas S. Hirschmann und Sven Heinemann. | Foto: Foto: Günter Schneider
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  • Einweihung der Gedenktafel. Von links: Innensenator Andreas Geisel (SPD), Jürgen Leibfried, Chef des Investors Bauwert AG, Tomas S. Hirschmann und Sven Heinemann.
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Auf dem sogenannten Freudenberg-Areal zwischen Boxhagener- und Weserstraße entsteht derzeit ein Neubaugebiet mit 640 Wohnungen, Büros und Geschäften. Im Zentrum des Quartiers befindet sich ein 6000 Quadratmeter großer Park, der nach Siegfried Hirschmann (1863-1942) benannt wurde. Ebenfalls an ihn erinnert eine am 17. Dezember enthüllte Gedenktafel.

Siegfried Hirschmann und seine Familie waren einst die Besitzer des Geländes. Ende des 19. Jahrhunderts entstanden dort die Deutschen Kabelwerke. Hirschmanns Firma stellte zunächst Elektro-, Kabel- und Automobiltechnik her. Später auch Gummi- und Kunststoffprodukte, vor allem Reifen. Ab den 1920er-Jahren wurden auch motorisierte Dreiräder, die sogenannte Cyclonette, produziert.

All das machten Siegfried Hirschmann zu einem bedeutenden Industriepionier, der seinen Anteil am Aufstieg Berlins zur wichtigsten deutschen Wirtschaftsmetropole hatte. Leistungen und Verdienste, die in der Nazizeit nichts mehr zählten. Die jüdische Familie wurde enteignet, verfolgt, mehrere Mitglieder wurden in den Vernichtungslagern ermordet. Siegfried Hirschmann emigrierte 1939 nach Guatemala, wo er drei Jahre später starb.

Zu DDR-Zeiten wurden das Gelände samt Betrieb „volkseigener Besitz“. Nach der Wende kam das Areal in den Besitz der Treuhandanstalt. Ab 1992 befand sich dort die Firma Freudenberg, daher der spätere Name.

Die Familie Hirschmann bemühte sich zunächst um Rückgabe und erhielt schließlich 2009 eine, gemessen am Grundstückswert eher lächerliche, Entschädigungssumme von 730 000 Euro.

In Guatemala wurde 1938 Siegfried Hirschmanns Enkel Tomas S. Hirschmann geboren. Er wurde dort vor einigen Jahren vom SPD-Abgeordneten Sven Heinemann ausfindig gemacht. Heinemann arbeitete damals an seinem 2016 erschienenen Buch "Boxhagen beginnt", in dem die Geschichte der Deutschen Kabelwerke und ihrer Besitzer eine wichtige Rolle spielt.

Tomas S. Hirschmann kam auch zur Einweihung der Gedenktafel. „Dass der Park nach meinem Großvater benannt wird, ist eine bedeutende Sache für unsere Familie“, sagte er. Die Geschichte, die vor mehr als 120 Jahren in Boxhagen begann und von den Nazis fast ausgelöscht worden wäre, werde damit in der Stadt verewigt und der Name Siegfried Hirschmann wieder gewürdigt.

Einweihung der Gedenktafel. Von links: Innensenator Andreas Geisel (SPD), Jürgen Leibfried, Chef des Investors Bauwert AG, Tomas S. Hirschmann und Sven Heinemann. | Foto: Foto: Günter Schneider
Tomas S. Hirschmann bei seiner Rede. | Foto: Günter Schneider
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Thomas Frey aus Friedrichshain

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