Ein würdiger Abschied
Erinnerung an Tote ohne Angehörige
194 Namen, mehr Männer, aber auch viele Frauen: Alles Menschen, die im Jahr 2019 ordnungsbehördlich vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bestattet wurden. Übersetzt: Es fanden sich keine Angehörigen, die für die Beisetzung aufkommen konnten.
An sie wurde am 26. Januar bei einer besonderen Trauerfeier in der Heilig-Kreuz-Kirche erinnert. Wie berichtet, hatten dazu das Bezirksamt, die evangelische und katholische Kirche, die islamische Gemeinde und der Humanistische Verband gemeinsam eingeladen.
Im vergangenen Jahr fand bereits in Reinickendorf als erstem Bezirk eine solche Gedenkveranstaltung statt. Darauf basierte der Antrag der beiden Grünen-Bezirksverordneten Claudia Schulte und Pascal Striebel, die eine solche Feier auch in Friedrichshain-Kreuzberg wünschten. Was große Zustimmung fand.
Rund 70 Menschen waren der Einladung am 26. Januar gefolgt. Jeder der 194 Namen wurde verlesen, vereinzelt auch versehen mit weiteren Angaben zur Person. Etwa bei Ulrich Christoph Kropp, über den Pfarrer Peter Storck von der Heilig-Kreuz-Kirche berichtete. Er sei ein "eigenwilliger, aber herzensguter Mensch" gewesen. Jemand, der in der Gegend bekannt war und sich in der Gemeinde nützlich gemacht habe.
Jeder hat sein Spuren hinterlassen
Manche Beisetzung sei unter großer Anteilnahme erfolgt, berichtete Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke). Andere sind ihren letzten Weg weitgehend allein gegangen. Alle stünden deshalb nicht nur für die Widrigkeiten des Lebens, sondern auch für den unterschiedlichen Umgang mit ihrem Tod. Jeder habe aber Spuren hinterlassen. Und eine Biografie.
Ausgedrückt wurde das bereits durch die Einladenden. Ob christlich, muslimisch oder atheistisch, das schloss zumindest bereits einen Großteil an möglichen Glaubens- oder Denkrichtungen ein. Die dann auch jeweils so artikuliert wurden. Mit dem Ableben eines Menschen sterbe auch ein Teil bei jenen, die zurückblieben, formulierte der Vertreter des Humanistischen Verbandes. Trost bei aller Trauer spende die Zuversicht auf ein Leben nach dem Tod, stellten die Vertreter der Religionsgemeinschaften heraus.
Für jeden Namen gab es eine Kerze. Auf jedem Platz in der Kirche lag ein Stein und eine Feder. Sie konnten zum Gedenken am Altar abgelegt, aber auch mitgenommen werden. Zur eigenen Erinnerung.
Am Ende der Trauerfeier erklang ein Lied von Udo Jürgens. "Und immer wieder geht die Sonne auf".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.