Leben in der Turnhalle: Filmprojekt von Flüchtlingskindern

Sura und Abdullah bei der Preisverleihung. | Foto: Medienprojekt Berlin
  • Sura und Abdullah bei der Preisverleihung.
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Friedrichshain. Abdullah (12) marschiert mit dem Mikrofon durch die Räume. Sura (14) verfolgt ihn mit der Kamera und stellt meist aus dem Off Fragen.

Die beiden Flüchtlingskinder waren im Frühjahr als Filmemacher unterwegs. Das Thema war ihre Notunterkunft, die Sporthalle in der Otto-Ostrowski-Straße. Ihre Produktion mit dem Titel „Die Turnhalle – Neue Heimat Berlin“ wurde jetzt beim Internationalen Kinderfilmfest „Rec-for-Kids“ mit dem zweiten Platz und dem silbernen Clip ausgezeichnet. Verbunden war der Preis mit einer Prämie von 300 Euro.

Dass Sura und Abdullah zu Dokumentaristen ihres derzeitigen Lebens wurden, liegt an Volker Hoffmann. Er betreibt das Medienprojekt Berlin mit Sitz in der Richard-Sorge-Straße. Über Bekannte, die bei „Friedrichshain hilft“ mitmachen, kam er in die Unterkunft und lernte dort die beiden kennen. Auch das Equipment für die Aufnahmen stellte das Medienprojekt. Dazu gab es Unterstützung von „Friedrichshain hilft“ und der Deutschen Kinderstiftung. Aber entscheidend war natürlich die Arbeit der Protagonisten.

Abdullah, der aus Syrien kam, bewegt sich sehr abgeklärt durch dieses vorübergehende Zuhause. Er stellt die einzelnen Bereiche vor, „hier leben die Familien, dort die Singles“, schaut im Büro oder dem Spielzimmer vorbei und vergisst auch die Toiletten nicht. Dass es dort häufig stinke, sei ein Ärgernis, stellt er fest. Auch das Essen wäre mal gut, mal weniger. Aber insgesamt sei es in dieser Turnhalle wohl besser, als in anderen Quartieren. Das würden auch Menschen erzählen, die von hier woanders hinziehen mussten.

"Hier ist kein Krieg"

Manchmal spricht er ganz frei, meist animiert ihn Sura zu Antworten. Da geht es dann auch um persönliches. Wie es in der Schule laufe? Ob er Freunde habe, die ihn besuchen kommen? Und ob es ihm hier besser als in Syrien gefalle? „Ja“, sagt der Junge. „Hier ist kein Krieg.“

Sura, die aus dem Irak stammt, taucht nur in wenigen Sequenzen kurz auf. Klar, sie bedient ja auch die Kamera. Aber schon aus ihren Fragen wird häufig ersichtlich, was wahrscheinlich auch sie beschäftigt.

Das Interview und die Erklärungen werden auf Englisch geführt, alles ist deutsch untertitelt. Und manchmal schleichen sich bereits im Gespräch Worte aus der Sprache der neuen Heimat ein. „Stifte“, sagt Abdullah, als er das Malwerkzeug im Spielbereich beschreibt. Und in einem halben Jahr, sagt der Zwölfjährige im Film, wolle er Deutsch können.

Ihr knapp 17 Minuten langes Werk ist natürlich kein technischer Leckerbissen, an dem sich Cineasten laben. Aber es ist eine authentische Momentaufnahme aus einer besonderen Sicht. „Die Turnhalle“ ist die erste und nicht immer einfache Station auf dem weiteren Weg dieser beiden Kinder, die damit für viele andere stehen. Wie der weiter geht, verdient eigentlich eine Fortsetzung.

Abdullah ist inzwischen mit seiner Familie aus der Otto-Ostrowski-Straße in eine andere Unterkunft gezogen. Sura lebt noch immer dort. In den kommenden Wochen soll dieses Notquartier geschlossen werden. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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