Ökologisch-korrekt duften: Zwei Frauen, ein Start up und die "simple" Geschäftsidee
Die Voigtstraße ist in vielem typisch für Friedrichshain. Es gibt dort Wohnungen, die immer teurer werden, manche, auch trendige, Lokale und Geschäfte. Und das (noch) kleine Unternehmen von Lisa Mair und Jacqueline Gey.
Die zwei Frauen, beide Anfang 30, haben im Dezember 2016 das Start-up "hello simple" gegründet. Ihr Büro gleicht eher einem Lager. Die Regale sind voll mit den Produkten, die sie vertreiben.
Ihr Sortiment besteht aus Deo, Body Butter sowie Waschpulver. Alles bekannte Gebrauchsprodukte, also, wo ist das Besondere? Die Antwort: Zunächst in der Rezeptur. Die Kreationen von Mair und Gey bestehen ausschließlich aus Bio-Zutaten. Formaldehyde, Parabene, Plastik und insgesamt alle bedenklichen Inhaltsstoffe sind nicht enthalten. Stattdessen lediglich Natur, vegan und tierversuchsfrei.
Die Deodorantcreme enthält zum Beispiel als Basiszutaten Shea, Kokos, Pfeilwurzel und Natron. Die Gründerinnen können nicht nur an diesem Beispiel die Funktion und Bedeutung der einzelnen Bestandteile erklären. Shea sei gut für empfindliche Achselhaut. Kokos wirke antibateriell. Natron neutralisiere Gerüche und die Pfeilwurzel reguliere die Feuchtigkeit. Als Duftmarken stehen außerdem die Kombinationen Limone und Zypresse sowie Lavendel und Palmarosa zur Auswahl. Allergiker oder Schwangere könnten außerdem die Naturversion ordern.
Deo zum Selbermachen
Denn das ist das zweite Alleinstellungsmerkmal dieses Start-ups. Seine Ware gibt es als Set zum Selbermachen. Der Kunde muss sie nach Erhalt noch zusammenrühren. Das garantiere nicht nur ständige Frische, sondern auch einen ganz anderen Bezug zum Produkt, meint das Duo. Außerdem gebe es einen "Spaß-Faktor" durch das eigene Hantieren. Ebenfalls nach sozial-korrekten Gesichtspunkten verläuft die Herstellung. Sie erfolgt in den Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Seit September ist "hello simple" auf dem Markt. Was zunächst heißt, die Erzeugnisse können online erworben werden. Damit auch die Regale von Geschäften, die sich dafür eignen, zu bestücken, ist ein zumindest mittelfristiges Ziel.
Bei Lebensmitteln gebe es schon lange den Trend, dass immer mehr Menschen auf biologische und möglichst schadstofffreie Esswaren zurückgreifen, sagen die beiden Frauen. Gleiches sollte doch eigentlich ebenso für Waren gelten, die mit unserem Körper, unserer Haut in Berührung kommen. Ein eigentlich nahe liegender Gedanke. Deshalb waren Lisa Mair und Jacqueline Gey etwas überrascht, dass vor ihnen anscheinend noch niemand auf diese simple Idee gekommen ist.
Konsum ohne schlechtes Gewissen
Kennengelernt haben sich die Gründerinnen, von denen eine aus Bayern, die andere aus Sachsen kommt, während eines Praktikums bei der Gesellschaft für Nachhaltigkeit. Dort stellten sie das gemeinsame Interesse für Umweltschutz und Konsum ohne schlechtes Gewissen oder Nebenwirkungen fest. Als nächster Schritt folgte das Testen von Rezepturen, die ausschließlich mit natürlichen Inhaltsstoffen auskommen. Was darin mündete, sie im eigenen Unternehmen zu verkaufen. Unterstützung auf diesem Weg gab es durch das Berliner Startup-Stipendium.
Dass ihre Firma in Friedrichshain ansässig ist, passt ins Bild. Der Ortsteil gehört ebenso wie Kreuzberg zu den Hotspots innovativer Firmenvorhaben der Generation 2.0. Allerdings mit zunehmenden Schwierigkeiten, die dafür nötigen Räume zu finden. Lisa Mair und Jacqueline Gey hatten in dieser Richtung Glück. Und der Preis für ihr Büro-Lager in der Voigtstraße sei ebenfalls noch annehmbar. Was auch daran liegt, dass sie dort Mitnutzer des Mietobjekts einer englischen Sprachschule sind – ebenfalls ein start-up-typischer Anfang. Erinnert sei nur an die Geschichte des späteren Weltkonzerns Microsoft, der in einer Garage begann.
Die Voigtstraße
Die Voigtstraße ist eine etwa 600 Meter lange Verbindung zwischen der Frankfurter Allee und der Eldenaer, beziehungsweise Pettenkoferstraße. Sie legt im Samariterkiez und kreuzt die Rigaer-, Schreiner- Bänsch- und Dolziger Straße. Benannt ist sie seit dem 13. April 1904 nach Ferdinant Voigt (1836-1905). Er war Stadtrat und Direktor des Berliner Pfandbriefamtes.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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