Punkten mit dem Original: Pascal Meiser will für die Linke das Direktmandat holen

Person und Programm. Pascal Meiser am Kottbusser Tor. | Foto: Thomas Frey
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Friedrichshain-Kreuzberg. Pascal Meiser bringt zum Termin das Bundestags-Wahlprogramm der Linken mit. Das Werk hat mehr als 130 Seiten. "Es gibt aber auch eine Kurzfassung", sagt der Kandidat für den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost.

Mit den gesammelten Forderungen und Versprechen will er zunächst deutlich machen, dass seine Partei zu nahezu jedem Thema eine Meinung hat. Außerdem seien breit angelegte Willensbekundungen ein Markenzeichen gerade seiner politischen Formation, wie er, auch ein wenig selbstironisch, hinterherschiebt. Aber vor allem dient ihm das Programm als Beleg dafür, dass zwischen den Bundesgenossen und den Ansichten ihrer Stadthalter in Friedrichshain-Kreuzberg keine Diskrepanz zu erkennen sei. Was im Umkehrschluss bedeutet, zumindest bei seinen Mitbewerberinnen von den Grünen und der SPD wäre das anders. Die mögen vielleicht ähnliche Positionen vertreten wie er, lässt Pascal Meiser durchblicken, ob die aber in ihren Parteien mehrheitsfähig seien, daran gebe es zumindest Zweifel. Damit hat er auch den Tenor seiner Wahlkampagne gesetzt, die sich auf das Motto "Wir sind das Original" zuspitzen lässt. Die aber auch, neben aller Programmatik, ihn als Person herausstellt. Denn Pascal Meiser will den Wahlkreis gewinnen und direkt in den Reichstag einziehen. Es werde ein enges und spannendes Rennen, sagt der 42-Jährige. "Aber ich kämpfe um den ersten Platz".

Unterfüttert wird dieser Anspruch auch bei ihm durch die veränderte Situation, verbunden mit dem Namen Hans-Christian Ströbele. Mit dessen Ausscheiden ergebe sich eine neue Ausgangslage. Ströbele habe seine Wahlerfolge nicht deshalb erzielt, "weil, sondern obwohl er ein Grüner ist", meint Pascal Meiser. Als Beweis dafür dient ihm das Zweitstimmenergebnis der Bundestagswahl 2013, bei dem die Linken im Wahlkreis bereits auf Platz eins gelandet war.

Schwerpunkte: Mieten und Arbeit

Und dann eben die Sache mit dem Original, die er an seinen beiden Schwerpunktthemen Mieten und Arbeit durchdekliniert. Bei ersterem habe sich die auch von der SPD mitbeschlossene Mietpreisbremse der Bundesregierung als ziemlicher Flop erwiesen. Weitaus stärkere Instrumente zum Mieterschutz müssten her, auch ein Ausweiten des Milieuschutzes, gerade, aber nicht nur in Friedrichshain-Kreuzberg, einschließlich des dort inzwischen regelmäßig praktizierten Vorkaufsrechts. Das werde zwar von einem Grünen-Baustadtrat exekutiert, aber nicht zuletzt auch auf Druck vor allem seiner Partei, findet der Kandidat.

Ebenso seien viele Menschen von prekärer Beschäftigung betroffen. Auch hier rezipiert Pascal Meiser die Forderungen der Linken nach einem weiteren Anstieg des Mindestlohns oder mehr sozialer Sicherheit für Solo-Selbständige. Jeder müsse von seiner Arbeit leben können, sonst würden sich daraus über kurz oder lang schwere gesellschaftliche Verwerfungen entwickeln, deren Anzeichen bereits jetzt sichtbar seien. Dass gerade diese Themen in Friedrichshain-Kreuzberg besonders virulent sind, stellt er ebenfalls heraus. Schon deshalb müssten sie im Bundestag von ihm als Abgeordneten aus dem Bezirk vertreten werden.

Alles kann, nichts muss

Fragt sich, in welcher Position das passiert. Nach den aktuellen Umfragen bleibt für die Linke höchstwahrscheinlich erneut nur die Oppositionsrolle. Denn für Rot-Rot-Grün wird es auf Bundesebene wohl bei weitem nicht reichen. Abgesehen davon, dass diese Konstellation auch nicht bei allen Vertretern eines solchen möglichen Bündnisses gewünscht ist. Gerade bei der Linkspartei. Es gebe da unterschiedliche Ansichten, räumt Pascal Meiser ein. Er selbst vertrete eine Mittelposition, etwa nach dem Motto: Alles kann, nichts muss.

Und er nimmt durchaus auch Themen auf, die vielleicht nicht jedem Genossen oder potentiellen Wähler angenehm sind. Dass es am Kottbusser Tor Probleme gebe, Stichwort Kriminalität, sei eigentlich allgemein sichtbar, selbst wenn diese Einschätzung manchen Leuten nicht passe. Nicht nur in diesem Fall helfe die Konfrontation mit dem täglichen Leben. "Ich wohne dort", sagt Meiser.

Acht Fragen an Pascal Meiser

Das erste Mal haben Sie wann gewählt und wen?

Meiser: Bei der Bundestagswahl 1994 die Grünen

Sie stecken mit Angela Merkel im Aufzug fest. Was würden Sie mit ihr besprechen?

Meiser: Hoffentlich ist der Lift schnell repariert. Im Ernst: Ich würde sie fragen, wann die Bundesregierung endlich etwas tut, um die Mieter in Friedrichshain-Kreuzberg zu schützen.

Sie teilen sich ein Taxi mit Martin Schulz. Worum geht es bei der Fahrt?

Meiser: Darum, ob er sich nicht überlegen sollte, statt Kontakte mit der FDP und der CDU zu machen, lieber auf eine wirklich linke Regierung hinarbeiten sollte.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Schwarzes Eis von Sergej Lochthofen

Ihre Lieblingsmusik?

Meiser: Independent Rock

Favorisierte Website oder Blog?

Meiser: Elf Freunde

Lieblingsplatz im Bezirk?

Meiser: Der Sportplatz von Hansa 07 an der Wrangelstraße

Ihre Stärken und Schwächen?

Meiser: Stärke: Hartnäckigkeit. Schwäche: Ich bin manchmal etwas ungeduldig. tf

Pascal Meiser, geboren 1975 in Saarbrücken. Politikwissenschaftler. Gewerkschaftssekretär, seit 2010 Leiter des Bereichs Kampagnen und Parteientwicklung in der Bundesgeschäftsstelle der Linken. Seit 2013 Bezirksvorsitzender der Partei in Friedrichshain-Kreuzberg. Lebt in Kreuzberg.
Person und Programm. Pascal Meiser am Kottbusser Tor. | Foto: Thomas Frey
Pascal Meiser kämpft für Rio Reiser. Der Kandidat (weißes Hemd) und die Linken im Bezirk wollen, dass der südliche Teil des Mariannenplatzes nach dem einstigen Ton-Steine-Scherben-Sänger benannt wird. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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