Stefanie Raab leitet das Projekts "lokal.leben"
Was haben Sie konkret gemacht?
Stefanie Raab: Uns ging es vor allem darum, verschiedene Akteure zusammen zu bringen. Anwohner, Gewerbetreibende und Hausbesitzer. Etwa im Graefekiez. Die hohe Kneipendichte führt nicht nur dort zu einem Ansturm an Touristen.
Wie wollen Sie das ändern?
Stefanie Raab: Als ersten Schritt gibt es für diese Gegend jetzt eine gemeinsam abgestimmte Vereinbarung, dass der Außenausschank in den Gaststätten von Sonntag bis Donnerstag spätestens um 23 Uhr und am Freitag und Sonnabend um 24 Uhr beendet wird. Ab 22 Uhr soll auf die Einhaltung der Nachtruhe hingewiesen werden. Ähnliches gilt für den Spreewaldplatz. Auch die Betreiber fahren damit besser, als wenn sie dauernd mit Beschwerden konfrontiert werden. Außerdem haben wir im Graefekiez eine Bestandsaufnahme aller Lokale gemacht. Mit dem Ziel, zu überprüfen, ob sich deren Anzahl mit den Anforderungen eines Wohngebiets nach Paragraph 15 der Benutzungsverordnung auf die Dauer vereinbaren lässt. Es zeichnet sich ab, dass dort keinesfalls neue Gaststätten genehmigt werden können. Sonst würde aus dem Wohngebiet ein Mischgebiet. Diesem schleichenden Prozess muss Einhalt geboten werden, bevor es zu spät ist.
Ganz einfach ist das nicht zu bewerkstelligen
Stefanie Raab: Es gibt die Einsicht, dass es niemandem nützt, wenn es so weiter geht. Wer Wohnungen vermieten oder verkaufen will, kann wenig Interesse haben, wenn sich in deren Umfeld viele Kneipen, aber kaum noch ein Bäcker oder Friseursalon befinden. Das haben viele verstanden.
Der Tourismus hat zugegeben unangenehme Nebenerscheinungen. Auf der anderen Seite lebt auch der Bezirk davon. Sind manche Anwohner nicht einfach zu empfindlich?
Stefanie Raab: Nein. Keiner hat was gegen Touristen im Allgemeinen, aber das Benehmen einiger Weniger zur Nachtzeit im Wohngebiet ist wirklich untragbar. Wenn Sie an jedem Sommerwochenende damit konfrontiert werden, ist es völlig verständlich, dass Sie sich zur Wehr setzen. Viele Gebiete bei uns im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, sind für solche Besuchermengen gar nicht ausgerichtet. Leider haben sich der Senat und visit.Berlin um diese Folgen bisher nicht ausreichend gekümmert. Erst jetzt scheint auch hier ein Umdenken einzusetzen.
Was muss deshalb noch passieren?
Stefanie Raab: Es geht darum, die Touristenströme besser zu steuern. Den Besuchern klar zu machen, wie sie sich verhalten sollen und was überhaupt nicht geht. Das könnte durch Tafeln passieren, auf denen sich bestimmte Hinweise befinden. Städte wie Amsterdam oder Barcelona machen das bereits. Als Symbol würde sich der Berliner Bär eignen. Der Bär ist ein gutmütiges Tier. Aber er braucht auch seinen geregelten Schlaf.
Ihr Projekt endet am 1. Mai. Und dann?
Stefanie Raab: Es läuft ein Antrag auf weitere Förderung. Zumindest einen kleinen Teil der Einnahmen aus dem Tourismus sollte das Land Berlin für solche begleitenden Maßnahmen zur Verfügung stellen. Im eigenen Interesse.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.