Computerchaos in der Verwaltung weiter ungelöst
Wie bereits berichtet, wird besonders das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit diesem Problem konfrontiert. Dort sind bisher nur etwa drei Prozent der rund 1600 Rechner auf das Nachfolgesystem Windows 7 umgestellt.
Eine kurzfristige Lösung versprach Ende März die IT-Dienststelle des Senats. Mit der Firma Microsoft ein sogenannter Notfallsupport vereinbart worden, hieß es in einer Pressemitteilung. Damit könnten die XP-Computer noch bis zum kommenden Jahr genutzt werden. Denn bis Ende 2015 wird es nach den bisherigen Vorgaben wahrscheinlich dauern, bis die neue Software vollständig eingerichtet ist. Laut IT-Service sei das Übergangspaket "kostengünstig" zu haben.
Angaben, die allerdings weiteren Nachfragen nicht ganz standhielten. Das behauptet zumindest Friedrichshain-Kreuzbergs Finanzstadträtin Jana Borkamp (B 90/Grüne). "Wir haben uns nach dieser Mitteilung sofort darum gekümmert. Dabei kam aber heraus, dass über die Konditionen noch verhandelt wird und auch sonst einiges unklar ist." Zumindest bis zum 3. April habe beispielsweise niemand sagen können, wie und wann das Einrichten des Supports vonstatten gehen soll und ob er alle Computer beinhaltet. "Und vor allem interessieren mich die Kosten", erklärt Jana Borkamp. Werde hier eine Gesamtsumme berechnet oder muss jeder Rechner extra bezahlt werden? Kommt das Programm billiger, je mehr Verwaltungsstellen sich beteiligen? Alles Fragen, auf die es nach ihrer Meinung auch wenige Tage vor dem 9. April noch keine Antwort gegeben habe.
Stattdessen wird schon seit einigen Wochen die Verantwortung für die Probleme bei der Softwareumstellung hin- und hergeschoben. Während der Senat der Meinung ist, für ihren IT-Bereich seien die Bezirke weitgehend selbst verantwortlich, sieht Friedrichshain-Kreuzberg hier eine unzureichende Vorbereitung auf der Landesebene. Die habe es versäumt, rechtzeitig die entsprechenden Finanzmittel bereit zu stellen und habe bis heute keinen wirklichen Plan.
Einig sind sich alle nur in einem Punkt: Ein XP-Computer, der ab 9. April noch Online geht, bedeutet ein unkalkulierbares Risiko. Fallen auf diese Weise Unterlagen der Verwaltung in die Hände von Netzkriminellen, wäre das der Super-Gau. Und das würde wahrscheinlich zu strafrechtlichen Konsequenzen für die Verantwortlichen im Bezirksamt führen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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