"Der Bock wird zum Gärtner": Clubcommission soll Lärmprobleme moderieren
Friedrichshain. Das Thema Lärm ist neben anderen Problemen ein Dauerbrenner im Kiez rund um das RAW-Gelände. Und es gab und gibt auch eine Menge Ideen, wie dagegen vorgegangen werden soll.
Nicht alle stoßen dabei auf Begeisterung bei den Betroffenen. Das gilt vor allem für die Entscheidung, die "Clubcommission" – also den Verband der Club-, Party- und Kulturveranstalter – mit der Moderation der Nutzungs- und Interessenskonflikte zu betrauen.
"Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht", meint Karola Vogel, Sprecherin der Anwohnervertretung "Die Anrainer". Denn die Clubcommission ist nach ihrer Meinung hier kein neutraler Vermittler, sondern verfolge eigene Ziele. Und es sei zumindest zweifelhaft, ob sich die mit den Anliegen der benachbarten Bevölkerung decken.
Wirtschaftsstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD) will dagegen ebenso wie Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Grüne) hier keine Interessenskollission erkennen. Beide verweisen darauf, dass auch den Clubbetreibern daran gelegen ist, Ärger zu vermeiden. Und der Lärm komme auch nicht unbedingt aus den Lokalen, sondern eher von der Straße – Stichwort etwa Menschentrauben vor den Spätis, sagt die Bürgermeisterin. Karola Vogel sieht das etwas anders: "Nicht nur ich höre nachts auch laute Musik."
Wie Kai aus der Kiste
Auch dass die Clubcommission auf einmal wie Kai aus der Kiste als Mediator präsentiert wurde, hält sie für wenig transparent. Deren Agieren hängt auch mit anderen Aktivitäten zusammen, die der Verband schon im vergangenen Jahr mit initiiert hat. Als bekanntestes Beispiel sind hier die Pantomimen genannt, die im Sommer nicht nur zwischen Simon-Dach-Straße und RAW-Areal, sondern auch in anderen Kiezen unterwegs waren. Diese mehr oder weniger erfolgreichen Versuche die Lautstärke zu mindern laufen unter dem Label "fairkiez" und kosten den Bezirk nichts. Stadtrat Beckers sieht sie aber gleichzeitig als Teil des bezirklichen Aktionsplans zur Revaler Straße und Umgebung.
Dessen bisheriger Inhalt stieß aber auf teilweise heftige Kritik vieler Bezirksverordneter. Das Papier sei wenig mehr als eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, wurde sowohl in den Ausschüssen für Umwelt und Verkehr sowie für Wirtschaft kritisiert. Wenn da zum Beispiel stehe, es habe gemeinsame Streifen von Ordnungsamt und Polizei gegeben, dann wolle man auch etwas mehr darüber wissen, lautete einer der Einwände. Der Aktionsplan wurde mit großer Mehrheit abgelehnt und der Stadtrat beziehungsweise seine Abteilung zum Nacharbeiten aufgefordert. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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