Für eine 74 Quadratmeter große Wohnung wurden 1135 Euro Kaltmiete verlangt
Friedrichshain. Ab 1. Juni gilt die Mietpreisbremse. Sie besagt unter anderem, dass der Preis bei Neuvermietung höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf.
Vor der Einführung wollte mancher Vermieter anscheinend ein letztes Mal einen kräftigen Aufschlag einstreichen. Ein besonders gravierendes Beispiel dafür gab es in der Straße der Pariser Kommune. Dort verlangte ein Immobilienunternehmen für eine 74 Quadratmeter große Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung 1135 Euro netto kalt. Zuvor soll sie 635 Euro gekostet haben.
Der neue Preis entspricht einer Quadratmetersumme von 15,34 Euro. Selbst im nachgefragten Friedrichshain ist ein solches Niveau noch nicht alltäglich. Laut Mietspiegel bewegt es sich in der betreffenden Gegend für Wohnungen ähnlicher Größe und Standard bei etwas mehr als acht Euro.
Über diesem Fall von Mietwucher wurde Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Grüne) von einer Bürgerin informiert. Worauf Herrmann einen Brief an die Vermieterfirma schrieb. Zwar könne sie ihr natürlich keinen Preis vorschreiben, heißt es dort unter anderem. "Aber ich würde mir bei der Gestaltung von Ihrer Seite etwas mehr Augenmaß wünschen." Die in der Straße der Pariser Kommune aufgerufene Summe für eine Wohnung dieser Qualität sei auch vom sozialen Standpunkt aus "absolut nicht vertretbar." Zumal es sich trotz einer laut Internet in diesem Jahr erfolgten Sanierung keineswegs um eine Wohnung in gehobenem Standard handelt, findet die Rathauschefin. Das zeige sich bereits nach kurzer Begehung des Innenhofs und des Treppenhauses.
Ob ihr Brief zum Nachdenken beim Adressaten geführt hat, ist fraglich. Aber zumindest ist außergewöhnlich, dass eine Bürgermeisterin auf diese Art vorstellig wird. Was ihr auch Kritik von Wohnungseigentümerorganisationen einbrachte. Tenor: Der Wohnungsmarkt basiere auf Angebot und Nachfrage. Da habe sich Politik nicht einzumischen. Das macht sie allerdings mit der Mietpreisbremse jetzt ohnehin. Auf dieses Instrument verweist auch Herrmann in ihrem Brief. Sie hoffe, dass es dadurch gelingt "ähnliche Entwicklungen wie in diesem Fall zu verhindern."
Thomas Frey / tf
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