Haushaltssperre verhindert Toilettenumbau

Friedrichshain-Kreuzberg. Beschlossen ist das Vorhaben inzwischen immerhin. Ende Oktober segnete die BVV das Projekt Unisex-Toiletten ab. Allerdings passierte das mit wenig Begeisterung. Der Vorlage des Bezirksamtes stimmten lediglich die Grünen zu. SPD, Linke und auch die Piraten, die den Vorschlag einst eingebracht hatten, enthielten sich. Die CDU war dagegen.

Und auch nach diesem Votum wird es wohl noch etwas dauern, ehe der Umbau von zwei WC im Rathaus Kreuzberg zu geschlechtsneutralen Aborten beginnt. "So lange die Haushaltssperre in Kraft ist, wird hier nichts passieren", machte Finanzstadträtin Jana Borkamp (B'90/Grüne) bereits deutlich.

Die Sache begann Anfang 2013 mit dem Piraten-Antrag. Auch Menschen, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen können und wollen sollten die Möglichkeit haben, ohne Probleme ein stilles Örtchen aufzusuchen, so die Begründung.

Das Bezirksamt sollte sich Gedanken machen, wo dieses Anliegen ohne größere Probleme umgesetzt werden kann. Präsentiert wurde nach einigen Monaten der Vorschlag, das Herrenklo im zweiten sowie die Damentoilette in der dritten Etage Unisex-kompatibel umzurüsten.

Dagegen regten sich aber Bedenken. Denn das Frauen-WC befand sich auf der Ebene des Bürgeramtes. Es werde häufig von muslimischen Kundinnen genutzt, die dort zum Beispiel auch ihre Babys wickeln, wurde angemerkt. Die könnten sich durch einen möglichen Auftritt männlicher oder transsexueller Wesen gestört oder gar belästigt fühlen. Es war zwar niemandem bekannt, dass solche Einwände aus der angesprochenen Community geäußert wurden. Aber allein die Befürchtung sorgte dafür, dass die Pläne geändert wurden.

Inzwischen ist vorgesehen, die Toiletten im neunten und zehnten Stock des Rathaus-Hochhauses zu Unisex-Zonen zu erklären. Dabei handelt es sich um die bisherigen Frauen- und Herren-WC der Kantine. Mit dem Betreiber des Casinos sei das abgestimmt worden, erklärte Baustadtrat Hans Panhoff (B 90/Grüne). Aber, siehe oben, wann das passiert, steht in den Sternen.

Dabei gebe es bereits ein Pissoir, das die Voraussetzungen erfüllt. In der Herrentoilette im zweiten Stock wurden schon vor einigen Monaten die Pinkelbecken abgebaut. Dort steht eigentlich nichts einer Unisex-Nutzung im Weg. Höchstens vielleicht, dass das Kennzeichen an der Tür bisher fehlt. Und natürlich, dass inzwischen andere Örtlichkeiten bevorzugt werden.

Die Kosten für die Umrüstung werden weiter mit 1000 Euro angegeben. Das Ganze soll, wenn es irgendwann einmal losgeht, zunächst als Probebetrieb laufen. Die Nutzer aller Geschlechter sollen dann mittels eines Fragebogens ihre Zufriedenheit oder auch Kritik an dem Angebot äußern können.

Geplant ist, dafür extra einen Briefkasten zu installieren. Erbringt die Erhebung weitgehende Zustimmung, wird auch an anderen Standorten das Unisex-Zeitalter eingeläutet. Die Frage ist aber: Wer nimmt sich Zeit für einen Fragebogen, wenn er, sie, es sich einfach nur erleichtern möchte.

Übrigens, während Friedrichshain-Kreuzberg seit fast zwei Jahren über Unisex debattiert, hat der Bezirk Mitte inzwischen vollendete Tatsachen geschaffen. Vor einigen Wochen wurden dort im Rathaus Tiergarten die ersten geschlechtsneutralen Toiletten eingerichtet.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 372× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 673× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 645× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.058× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.