Helfer, Herausforderungen und Hindernisse: Eine Bestandsaufnahme zur Flüchtlingssituation im Bezirk
Friedrichshain-Kreuzberg. Sechs Sporthallen im Bezirk sind zu Notunterkünften geworden. Rund 1000 Flüchtlinge leben dort. Dass ihre Betreuung einigermaßen klappt, ist vor allem vielen Freiwilligen zu verdanken. Eine Bestandsaufnahme:
Unterkünfte: Untergebracht sind die Flüchtlinge in den Sporthallen der Bürgermeister-Herz- und der Hausburg-Grundschule, der Hector-Petersen-Oberschule, des OSZ Handel sowie in der Gürtel- und Lobeckstraße. Bei den Gebäuden sei darauf geachtet worden, dass sie sich nicht direkt auf einem Schulgelände befinden, sagt Schulstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Zwischen einem Anruf aus dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) und der Ankunft der ersten Bewohner seien es häufig nur wenige Stunden.
Engagement: Auch in Friedrichshain-Kreuzberg standen vor allem freiwillige Helfer parat, wenn manchmal auch spät in der Nacht eine Halle tauglich gemacht werden musste. Organisiert sind sie etwa bei „Friedrichshain hilft“ oder „Kreuzberg hilft“. Unter www.friedrichshain-hilft.de oder www.kreuzberg-hilft.com findet sich eine Übersicht, welche Unterstützung wo gebraucht wird.
Dokumente für Helfer: Wer direkt in den Unterkünften tätig werden möchte, braucht ein polizeiliches Führungszeugnis sowie eine Gesundheitskarte. Das Führungszeugnis werde im Normalfall schnell bewilligt, sagt Knut Mildner-Spindler (Die Linke), Stadtrat für Bürgerdienste. Es kann auch ohne Termin in den Bürgerämtern beantragt werden, außerdem per Post oder E-Mail. Weitere Informationen auf:www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg. Etwas aufwendiger ist der Erhalt der Gesundheitskarte. Sie gibt es nach einer etwa halbstündigen kostenlosen Belehrung im Gesundheitsamt Mitte, Reinickendorfer Straße 60 in Wedding. Anmeldung unter gesundheitspass@ba-mitte.berlin.de.
Bürokratische Barrieren: Jede Flüchtlingsunterkunft wird von einem freien Träger betrieben. Nicht immer klappt das auf Anhieb. Vor allem in der Gürtelstraße gab es zu Beginn einige Probleme. Neben den Freiwilligen sorgten dort die Flüchtlinge selbst in den ersten Tagen für einen einigermaßen reibungslosen Ablauf. Sie bauten ihre Betten auf oder gaben Essen aus. Nach Angaben des Lageso werde jedem Träger eine benötigte Zahl an Mitarbeitern finanziert, von der Leitung über Sozialarbeiter bis zu Kinderbetreuern. Die Betreiber beklagen dagegen, dass es häufig noch keine schriftlichen Verträge gibt und sie die Kosten vorstrecken müssten. Und das Lageso käme nur für die Grundbedürfnisse auf. Alles darüber hinaus müsse auf freiwilliger Basis geleistet werden.
Ärztliche Versorgung: Die meisten Flüchtlinge sind noch nicht registriert. haben also auch keinen Gesundheitsschutz. Ärzte leisten freiwillige Hilfe, mit Vivantes habe der Bezirk eine Kooperation vereinbart, erklärte Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis90/Grüne) in der BVV. Ein sogenanntes Vivantomobil werde die Unterkünfte regelmäßig für Behandlungen anfahren. Die Kosten dafür übernehme zunächst der Bezirk, der Senat habe aber mitgeteilt, dass er sie später begleichen werde. Eine ähnliche Zusammenarbeit schwebt Herrmann mit Zahnärzten und Apotheken vor. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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