Konfrontation statt Konsens: In der BVV ist der Ton ziemlich rau geworden

Friedrichshain-Kreuzberg. Bis zum vergangenen Jahr waren viele Debatten im Bezirksparlament eher langweilig. Es gab zwar einige Aufreger, vor allem das Dauerthema Gerhart-Hauptmann-Schule. Ansonsten herrschte vor allem zwischen den Grünen und der SPD weitestgehend Konsens.

Das hat sich inzwischen geändert. Gerade diese beiden Parteien, eigentlich in einer Zählgemeinschaft und damit einer Art Koalition miteinander verbunden, geraten mittlerweile regelmäßig aneinander. Und auch die Linken, Piraten und die CDU mischen mehr oder weniger kräftig mit.

Der Schlagabtausch, wieder zum Komplex Gerhart-Hauptmann-Schule, in der BVV vor der Sommerpause war dabei nur der letzte Höhepunkt (wir berichteten). Von zwei Seiten nahmen SPD und Linke die Bündnispartei in die Zange und gaben ihr, wiederum aus teilweise unterschiedlichen Gründen, die Hauptverantwortung für die weiter ungeklärte Situation. Die Attacken machten Rednern beider Fraktionen sichtlich Spaß. Einig waren sie sich in ihrem Ziel, die Grüne Mehrheitspartei vorzuführen.

Denn auch bei anderen Streitfragen schreiten die Genossen von Mitte links ganz links inzwischen Seit an Seit. Und manchmal sogar mit Unterstützung von Piraten und CDU. Denn nur in dieser ansonsten eigentlich wenig verbindenden Konstellation lässt sich die Dominanz der Grünen aushebeln.

Quartett gegen Grün

Gelungen ist das dem ungewöhnlichen Quartett vor Kurzem beim Thema Hilfe für das Baerwaldbad. Sie setzten durch, dass das derzeit wegen Bau- und Hygienemängeln geschlossene Bad eine Überbrückung von monatlich rund 10 000 Euro bekommt. Damit soll vor allem die Wasseraufbereitung gesichert und damit verhindert werden, dass dort vollendete Tatsachen geschaffen werden und eine Wiederinbetriebnahme kaum noch möglich und auf jeden Fall viel teurer wird. Der Erfolg gegen die hier skeptisch bis ablehnenden Grünen wurde dann auch prompt in einer gemeinsam verfassten Pressemitteilung gefeiert.

Natürlich haben solche Vorstöße viel mit den im kommenden Jahr stattfindenden Wahlen in Berlin zu tun. Schon jetzt gilt es sich zu positionieren und nicht für manche Probleme, Stichwort Hauptmann-Chaos, in Haftung genommen zu werden.

Nicht viel anders agieren mittlerweile auch die Grünen. Seit sie von den Sozialdemokraten vermehrt attackiert werden, arbeiten sie sich gerne an der Schulpolitik des verantwortlichen Stadtrats Dr. Peter Beckers (SPD) ab, die sie für wenig durchdacht halten.

Allen geht es aber selbstverständlich nur um die Sache, wie überall betont wird. Gleichzeitig wird aber auch mancher Frust erkennbar. Die Grünen säßen auf einem zu hohen Ross, finden Sozis und Linke. Es werde Zeit, ihnen wenigstens ab und an die Grenzen aufzuzeigen. Man wisse nicht, was vor allem die Sozialdemokraten umtreibe, meinen wiederum Vertreter der Bündnispartei und sprechen von Torschlusspanik.

Die Tonlage wird sich wahrscheinlich auch nach den Ferien nicht gravierend ändern. Sie sorgt aber zumindest dafür, dass keine Langeweile aufkommt. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 721× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 258.000 Haushalte in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf baut die Telekom Glasfaserleitungen aus.  | Foto: Telekom

Glasfaser-Internet hier im Bezirk
Telekom bietet 258.000 Haushalten einen Anschluss ans Glasfasernetz

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte und Steglitz-Zehlendorf. Damit können nun insgesamt rund 258.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu...

  • Zehlendorf
  • 20.01.25
  • 1.484× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 3.524× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.