Nackter Oberkörper auf Werbefläche erregt Anstoß
Friedrichshain. Wenn es um vermeintlich sexistische und diskriminierende Werbung geht, kennt der Bezirk kein Pardon.
Auch wenn die Möglichkeiten zum Einschreiten bisher einigermaßen begrenzt sind. Denn der Bezirk kann nur auf eigenen Reklameflächen alle Werbebotschaften unterbinden, die nach den eigens aufgestellten Vorgaben unter diese Kategorie fallen. Und selbst dort gelingt das noch nicht durchgehend. Darauf hat in der Bezirksverordnetenversammlung am 27. Januar der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke hingewiesen. Ihm ist nämlich ausgerechnet vor der Kinder- und Jugendeinrichtung "Die Nische" in der Rudolfstraße ein Plakat aufgefallen, bei dem in Sachen Sexismus in der Friedrichshain-Kreuzberger Definition die Alarmglocken schrillen müssen. Es zeigt einen nackten männlichen Oberkörper, der als Anreiz für eine Bonbonsorte herhalten muss. Daneben befindet sich die schriftliche Aufforderung, die Lutschprodukte zu probieren.
Hehmke hält diese Art für Leckereien zu locken unvereinbar mit den zehn Geboten oder besser Verboten die der Bezirk bei seinem Antidiskriminierungsfeldzug aufgestellt hat. Denn dort sei zum Beispiel Werbung mit nackten weiblichen oder männlichen Körpern ohne direktem Zusammenhang zum entsprechenden Produkt untersagt. Auch eine Person, die als rein sexualisierter Blickfang dargestellt werde, gilt als absoluts NoGo. Wie komme deshalb der unbekleidete maskuline Body auf eine bezirkseigene Reklametafel?
Eine Frage, auf die auch Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen) zunächst keine völlig befriedigende Antwort wusste. Sie konnte sich den Ausrutscher nur damit erklären, dass vielleicht noch nicht an allen Stellen die entsprechenden Verträge mit den Auftragnehmern an die strengen Vorgaben etwa in puncto Textilfreiheit angepasst wurden. Denn selbstverständlich habe der SPD-Mann recht. Der halbnackte Bonbononkel erfülle den Tatbestand. Dass er an der Nische sein Unwesen treibt, sei bisher nicht bekannt gewesen. Danke für den Hinweis.
Dort wird er deshalb wahrscheinlich schnell verschwinden. An anderen Stellen im Bezirk ist die Werbung dagegen weiter präsent. Etwa, wie auf unserem Foto, an der Franz-Klühs-Straße. Der Bezirk muss deshalb beim Kampf gegen all das, was er für Sexismus hält, noch einige Anstrengungen unternehmen. Soll man wirklich wünschen, dass sie durchgehend erfolgreich sind? tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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